15.10.2013

Schluss mit „Endless Summer“

03.10.-14.10.2013: Ko Phayam und Bangok

Unter dem Motto „Endless Summer“, angelehnt an einen Surferfilm aus den 60er Jahren, sind wir vor fast einem Jahr zu unserem Abenteuer gestartet. Hier nun, auf Koh Phayam, endet unser Sommer – zunächst mal im meteorologischen Sinn, denn während unseres sechstägigen Aufenthalts sehen wir nur für 2 Stunden die Sonne. In der restlichen Zeit regnet es, es stürmt oder zumindest hängt der Himmel voller Geigen. Liebes Universum, wahrscheinlich sollten wir dir dankbar sein, dass du uns darauf vorbereitest, was uns zuhause im Oktober erwartet. Aber mal ganz unter uns: schön finden wir diesen Abschluss nicht.

Wie sind wir überhaupt in Koh Phayam gelandet? Nach Veit’s „Visa Run“ (so nennt man die Grenzgänge, bei dem man durch kurzzeitiges Ausreisen und sofortige Wiedereinreise ein neues 14 Tage gültiges Visum für Thailand bekommt) lassen wir uns in der thailändischen Grenzstadt Ranong raussetzen, denn eigentlich wollen wir von hier ja nach Koh Chang. (Und damit meinen wir die kleine Insel unterhalb der birmanischen Grenze. Es gibt noch eine bekanntere Insel Koh Chang an der Ostküste, an der Grenze zu Kambodscha, da wollen wir aber dieses Mal nicht hin.)
Nach verschiedenen Auskünften steht fest, die Fähre nach Koh Chang geht in der jetzigen Nebensaison nur einmal täglich und zwar am Nachmittag des Folgetages um 14:00. Nun ist Ranong nicht so wahnsinnig einladend, dass wir hier noch den halben morgigen Tag verbringen müssten. Weil uns zudem noch empfohlen wird, lieber nach Koh Phayam zu fahren (etwas weiter südlich als Koh Chang), da dort wenigstens noch ein bisschen Betrieb herrscht, während sich auf Koh Chang derzeit kaum ein Mensch verirrt, fahren wir kurzentschlossen am nächsten Morgen um 9:30 nach Koh Phayam. Bereits auf der Fähre lernen wir Benny aus Australien und Gabriel aus Frankreich kennen. Benny stellt sich als absoluter Asienkenner heraus und war schon mindestens fünf Mal auf Koh Phayam. Außerdem ist er Surfer (natürlich, Australier!), hat sein Brett dabei und lockt uns mit der Aussicht auf einige Wellen. Bisher war uns nur Phuket als einzige Surfregion Thailands bekannt. Koh Phayam bekommt allerdings oft die Überbleibsel von der Dünung und dem Wind ab, die Phukets Wellen hervorbringen, also hat man hier zwischen Mai und Oktober hin und wieder richtig surfbare Wellen. Diese überraschende Aussicht freut uns.

Angekommen auf Koh Phayam geraten wir in einen heftigen Regenschauer. Wir folgen Benny und Gabriel mit einem geliehenen Moped in die Ao Yai Bucht. Autos gibt’s auf Koh Phayam nicht (jippie!). Wir bieten einen beachtenswerten Anblick auf unserem Moped: Veit trägt seinen Reiserucksack vor der Brust, Anne ihren auf dem Rücken, die eingerollte Surfboardtasche (das Brett hatte er ja auf Bali verkauft) thront als dickes Paket auf Annes Knie, während unser Handgepäck zwischen uns lagert. Anne muss sich an Veit’s Brust festklammern, sonst droht sie bei jedem Anfahren und Gasgeben rücklings von dem kleinen Gefährt zu kippen.

Benny’s Unterkunftstip heißt „Ao Yai Bungalows“ und besteht aus einfachen Bambushütten in Strandnähe für den Nebensaisonpreis von 200,- Baht (4,30€) pro Hütte. Tagsüber gibt es hier keinen Strom, der wird generatorbetrieben nur abends zwischen 18:00 und 21:30 Uhr (in der Hauptsaison länger) angeschaltet. Die Anlage ist offiziell in der Nebensaison geschlossen, aber hin und wieder verirrt sich ein Surfer hierher und wird logiert. Wir sind die einzigen Gäste. Die Hütte ist nicht unbedingt sauber, wahrscheinlich, weil mit uns nicht zu rechnen war. Abgesehen davon und der Tatsache, dass nur erdiges braunes Wasser aus der Leitung kommt, könnte es hier aber ganz romantisch sein. Bei Sonnenschein. Aber die meiste Zeit regnet es. Und es ist verhältnismäßig kühl, sodass sogar nach langer Zeit Jacken und Fleecepullis zum Einsatz kommen.

Mit dem Surf haben wir auch kein Glück. Die meiste Zeit ist es regelrecht stürmisch, daher sind die Wellen sehr verblasen und brechen chaotisch. Veit versucht sich zwei Mal mit Benny’s Surfboard, aber viel kann er aus den Wellen nicht rausholen.

In den Regenpausen cruisen wir mit dem Moped ein bißchen über die Insel, die auf uns so wirkt, wie ganz Thailand wohl auf die Reisenden vor 20 Jahren gewirkt hat: verwunschen und doch einladend, dschungelig, aber mit kleinen Zivilisationsoasen, einige Reggaebars, kleine familienbetriebene Restaurants, einfachste bis luxuriöse Unterkünfte, zwei schöne Badebuchten. In der Hauptsaison sei hier ziemlich viel los, vor allem deutsche Touristen kämen hier her, erfahren wir von den Einheimischen. Jetzt liegt alles wie im Winterschlaf.

Durch Zufall landen wir in Thistha’s Shop, einem der kleinen Lädchen hier. Neben lokalen Produkten wie selbstgemachtem Kokosöl, Cashewnüssen aus eigener Ernte und supergesunden Weizengrasähnlichen Getränken gibt es hier Massagen. Die Besitzerin Oi ist eine sehr kommunikative und lebenslustige Frau, die im Sommer in Kanada arbeitet und im Winter hier in ihrer Heimat. Sie wird bei den Massagen von Mae unterstützt. Hier wird nicht einfach nur massiert, vielmehr erinnert die Behandlung an eine Fortsetzung unserer Ayurveda-Erfahrung. Beeindruckend ist, dass Mae uns jeweils allein über unserer körperlichen Eigenschaften viel zu unserem Charakter und zu unseren Lebensthemen erzählen kann. Wir sind mal wieder ergriffen von soviel Heilwissen und können diese Erfahrung nur jedem empfehlen.

Nach vier Tagen Bambushütte wechseln wir die Unterkunft und ziehen ins Phayam Guesthouse in die Nähe des Piers auf der anderen Seite der Insel. Hier wohnen wir in einem Steinbungalow (400,- Baht/Nacht) und haben klares Wasser. Eigentlich wollten wir die Insel Richtung Ostküste Thailands verlassen, aber auch dort regnet es gerade stark und so ist es egal, wo wir im Regen festsitzen. Wir verbringen zwei weitere Regentage auf Koh Phayam und machen uns anschließend auf zu unser allerletzten Reisestation: Bangkok.

Die Nachtbusfahrt von Ranong nach Bangkok wird zur letzten Reiseherausforderung. Der wirklich total komfortable Bus hat derart weiche Stoßdämpfer, dass sich jede Unebenheit in der Straße in unseren Mägen bemerkbar macht. Und so kommt es, dass nach all diesen laaangen Busfahrten, Zugfahrten, Schifffahrten und Flügen, ausgerechnet dieser Trip für einen von uns wortwörtlich zum Kotzen ist. In der Reiseübelkeitsstatistik steht’s damit 1:1.

In Bangkok steigen wir im BB House (13,70€ im DZ mit Klimaanlage) ab. Das ist sehr günstig im Stadtteil Banglamphu gelegen und somit in unmittelbarer Nähe der berühmten Khao San Straße. Vier Tage bleiben uns hier und mit jedem Tag wird es sonniger, sodass wir doch noch mal Energie tanken können.
Wir sehen uns den Königspalast mit angeschlossenem Tempel an, genießen die nicht enden wollenden Straßenküchen, können Veit’s Handy reparieren lassen und treffen uns immer mal wieder mit Benny und Gabriel, die einen Tag nach uns in der Stadt ankommen. Auf der Khao San Road selbst flanieren wir nur an einem Abend. Aus den beidseitig aneinandergereihten Bars schallt jeweils eine andere Musik in voller Lautstärke. Ein Paradies für feierwütige Anfang- bis Endzwanziger. Wir trinken unser Bierchen lieber in etwas ruhigeren Gefilden.

Einen ganzen Tag verbringen wir auf dem Wochenendmarkt Chatuchak. Nach sieben Stunden konstantem Gucken, Staunen und Shoppen haben wir uns die Füße fast wund gelaufen und trotzdem nur maximal ein Viertel des Marktes gesehen. Wahnsinn!

Das Wetter in Bangkok ist von Tag zu Tag sonniger und so wird uns am letzten Abend einer der berühmten Bangkoker Sonnenuntergänge über dem Chao Praya Fluss zuteil.
Dass es Zeit ist, nach Hause zu fahren, beweist uns der Zufall einmal mehr: wir gönnen uns eine Thaimassage in einem Tempel, der sonst nur von Einheimischen genutzt wird (Wat Vorachanyawas). Anne’s Masseurin trägt ein T-Shirt von Hertha BSC. Gut Berlin, wir kommen.

Von Bangkok fliegen wir beide nach London, dort trennen sich unsere Wege ein letztes Mal. Veit fliegt zu seiner Familie nach Essen und Osnabrück, für Anne geht’s nach Berlin.

Fazit: Thailand ist großartig. Kaum irgendwo anders sind wir so entspannt gereist, haben gleichzeitig so lecker gegessen und uns so wenig als Cash Cow gefühlt. Wir würden gern wiederkommen.

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