03.10.-14.10.2013: Ko Phayam und Bangok

Unter dem Motto „Endless Summer“, angelehnt an einen Surferfilm aus den 60er Jahren, sind wir vor fast einem Jahr zu unserem Abenteuer gestartet. Hier nun, auf Koh Phayam, endet unser Sommer – zunächst mal im meteorologischen Sinn, denn während unseres sechstägigen Aufenthalts sehen wir nur für 2 Stunden die Sonne. In der restlichen Zeit regnet es, es stürmt oder zumindest hängt der Himmel voller Geigen. Liebes Universum, wahrscheinlich sollten wir dir dankbar sein, dass du uns darauf vorbereitest, was uns zuhause im Oktober erwartet. Aber mal ganz unter uns: schön finden wir diesen Abschluss nicht.

Wie sind wir überhaupt in Koh Phayam gelandet? Nach Veit’s „Visa Run“ (so nennt man die Grenzgänge, bei dem man durch kurzzeitiges Ausreisen und sofortige Wiedereinreise ein neues 14 Tage gültiges Visum für Thailand bekommt) lassen wir uns in der thailändischen Grenzstadt Ranong raussetzen, denn eigentlich wollen wir von hier ja nach Koh Chang. (Und damit meinen wir die kleine Insel unterhalb der birmanischen Grenze. Es gibt noch eine bekanntere Insel Koh Chang an der Ostküste, an der Grenze zu Kambodscha, da wollen wir aber dieses Mal nicht hin.)
Nach verschiedenen Auskünften steht fest, die Fähre nach Koh Chang geht in der jetzigen Nebensaison nur einmal täglich und zwar am Nachmittag des Folgetages um 14:00. Nun ist Ranong nicht so wahnsinnig einladend, dass wir hier noch den halben morgigen Tag verbringen müssten. Weil uns zudem noch empfohlen wird, lieber nach Koh Phayam zu fahren (etwas weiter südlich als Koh Chang), da dort wenigstens noch ein bisschen Betrieb herrscht, während sich auf Koh Chang derzeit kaum ein Mensch verirrt, fahren wir kurzentschlossen am nächsten Morgen um 9:30 nach Koh Phayam. Bereits auf der Fähre lernen wir Benny aus Australien und Gabriel aus Frankreich kennen. Benny stellt sich als absoluter Asienkenner heraus und war schon mindestens fünf Mal auf Koh Phayam. Außerdem ist er Surfer (natürlich, Australier!), hat sein Brett dabei und lockt uns mit der Aussicht auf einige Wellen. Bisher war uns nur Phuket als einzige Surfregion Thailands bekannt. Koh Phayam bekommt allerdings oft die Überbleibsel von der Dünung und dem Wind ab, die Phukets Wellen hervorbringen, also hat man hier zwischen Mai und Oktober hin und wieder richtig surfbare Wellen. Diese überraschende Aussicht freut uns.

Angekommen auf Koh Phayam geraten wir in einen heftigen Regenschauer. Wir folgen Benny und Gabriel mit einem geliehenen Moped in die Ao Yai Bucht. Autos gibt’s auf Koh Phayam nicht (jippie!). Wir bieten einen beachtenswerten Anblick auf unserem Moped: Veit trägt seinen Reiserucksack vor der Brust, Anne ihren auf dem Rücken, die eingerollte Surfboardtasche (das Brett hatte er ja auf Bali verkauft) thront als dickes Paket auf Annes Knie, während unser Handgepäck zwischen uns lagert. Anne muss sich an Veit’s Brust festklammern, sonst droht sie bei jedem Anfahren und Gasgeben rücklings von dem kleinen Gefährt zu kippen.

Benny’s Unterkunftstip heißt „Ao Yai Bungalows“ und besteht aus einfachen Bambushütten in Strandnähe für den Nebensaisonpreis von 200,- Baht (4,30€) pro Hütte. Tagsüber gibt es hier keinen Strom, der wird generatorbetrieben nur abends zwischen 18:00 und 21:30 Uhr (in der Hauptsaison länger) angeschaltet. Die Anlage ist offiziell in der Nebensaison geschlossen, aber hin und wieder verirrt sich ein Surfer hierher und wird logiert. Wir sind die einzigen Gäste. Die Hütte ist nicht unbedingt sauber, wahrscheinlich, weil mit uns nicht zu rechnen war. Abgesehen davon und der Tatsache, dass nur erdiges braunes Wasser aus der Leitung kommt, könnte es hier aber ganz romantisch sein. Bei Sonnenschein. Aber die meiste Zeit regnet es. Und es ist verhältnismäßig kühl, sodass sogar nach langer Zeit Jacken und Fleecepullis zum Einsatz kommen.

Mit dem Surf haben wir auch kein Glück. Die meiste Zeit ist es regelrecht stürmisch, daher sind die Wellen sehr verblasen und brechen chaotisch. Veit versucht sich zwei Mal mit Benny’s Surfboard, aber viel kann er aus den Wellen nicht rausholen.

In den Regenpausen cruisen wir mit dem Moped ein bißchen über die Insel, die auf uns so wirkt, wie ganz Thailand wohl auf die Reisenden vor 20 Jahren gewirkt hat: verwunschen und doch einladend, dschungelig, aber mit kleinen Zivilisationsoasen, einige Reggaebars, kleine familienbetriebene Restaurants, einfachste bis luxuriöse Unterkünfte, zwei schöne Badebuchten. In der Hauptsaison sei hier ziemlich viel los, vor allem deutsche Touristen kämen hier her, erfahren wir von den Einheimischen. Jetzt liegt alles wie im Winterschlaf.

Durch Zufall landen wir in Thistha’s Shop, einem der kleinen Lädchen hier. Neben lokalen Produkten wie selbstgemachtem Kokosöl, Cashewnüssen aus eigener Ernte und supergesunden Weizengrasähnlichen Getränken gibt es hier Massagen. Die Besitzerin Oi ist eine sehr kommunikative und lebenslustige Frau, die im Sommer in Kanada arbeitet und im Winter hier in ihrer Heimat. Sie wird bei den Massagen von Mae unterstützt. Hier wird nicht einfach nur massiert, vielmehr erinnert die Behandlung an eine Fortsetzung unserer Ayurveda-Erfahrung. Beeindruckend ist, dass Mae uns jeweils allein über unserer körperlichen Eigenschaften viel zu unserem Charakter und zu unseren Lebensthemen erzählen kann. Wir sind mal wieder ergriffen von soviel Heilwissen und können diese Erfahrung nur jedem empfehlen.

Nach vier Tagen Bambushütte wechseln wir die Unterkunft und ziehen ins Phayam Guesthouse in die Nähe des Piers auf der anderen Seite der Insel. Hier wohnen wir in einem Steinbungalow (400,- Baht/Nacht) und haben klares Wasser. Eigentlich wollten wir die Insel Richtung Ostküste Thailands verlassen, aber auch dort regnet es gerade stark und so ist es egal, wo wir im Regen festsitzen. Wir verbringen zwei weitere Regentage auf Koh Phayam und machen uns anschließend auf zu unser allerletzten Reisestation: Bangkok.

Die Nachtbusfahrt von Ranong nach Bangkok wird zur letzten Reiseherausforderung. Der wirklich total komfortable Bus hat derart weiche Stoßdämpfer, dass sich jede Unebenheit in der Straße in unseren Mägen bemerkbar macht. Und so kommt es, dass nach all diesen laaangen Busfahrten, Zugfahrten, Schifffahrten und Flügen, ausgerechnet dieser Trip für einen von uns wortwörtlich zum Kotzen ist. In der Reiseübelkeitsstatistik steht’s damit 1:1.

In Bangkok steigen wir im BB House (13,70€ im DZ mit Klimaanlage) ab. Das ist sehr günstig im Stadtteil Banglamphu gelegen und somit in unmittelbarer Nähe der berühmten Khao San Straße. Vier Tage bleiben uns hier und mit jedem Tag wird es sonniger, sodass wir doch noch mal Energie tanken können.
Wir sehen uns den Königspalast mit angeschlossenem Tempel an, genießen die nicht enden wollenden Straßenküchen, können Veit’s Handy reparieren lassen und treffen uns immer mal wieder mit Benny und Gabriel, die einen Tag nach uns in der Stadt ankommen. Auf der Khao San Road selbst flanieren wir nur an einem Abend. Aus den beidseitig aneinandergereihten Bars schallt jeweils eine andere Musik in voller Lautstärke. Ein Paradies für feierwütige Anfang- bis Endzwanziger. Wir trinken unser Bierchen lieber in etwas ruhigeren Gefilden.

Einen ganzen Tag verbringen wir auf dem Wochenendmarkt Chatuchak. Nach sieben Stunden konstantem Gucken, Staunen und Shoppen haben wir uns die Füße fast wund gelaufen und trotzdem nur maximal ein Viertel des Marktes gesehen. Wahnsinn!

Das Wetter in Bangkok ist von Tag zu Tag sonniger und so wird uns am letzten Abend einer der berühmten Bangkoker Sonnenuntergänge über dem Chao Praya Fluss zuteil.
Dass es Zeit ist, nach Hause zu fahren, beweist uns der Zufall einmal mehr: wir gönnen uns eine Thaimassage in einem Tempel, der sonst nur von Einheimischen genutzt wird (Wat Vorachanyawas). Anne’s Masseurin trägt ein T-Shirt von Hertha BSC. Gut Berlin, wir kommen.

Von Bangkok fliegen wir beide nach London, dort trennen sich unsere Wege ein letztes Mal. Veit fliegt zu seiner Familie nach Essen und Osnabrück, für Anne geht’s nach Berlin.

Fazit: Thailand ist großartig. Kaum irgendwo anders sind wir so entspannt gereist, haben gleichzeitig so lecker gegessen und uns so wenig als Cash Cow gefühlt. Wir würden gern wiederkommen.

2.10.2013

AbTAOchen

21.09.-02.10.2013: Koh Tao

Annes Anreise aus Bangkok zum Hafen von Chumpon klappt reibungslos. Es ist faszinierend zu sehen, wie die mehr als 100 Reisenden vor dem Büro der Firma Lompraya in Bangkok auf 5 verschiedene super Reisebusse aufgeteilt werden. Alle Touristen tragen einen Aufkleber mit dem Zielort auf der Brust. Viele fahren nach Koh Tao, andere nach Koh Phangan oder Koh Samui (alles Inseln der selben Inselgruppe).
Um 5 Uhr morgens kommt der Bus in Chumpon an, um 5 Uhr dreißig bekommen alle einen weiteren Aufkleber und um 7 Uhr legt die Fähre ab.

Während Annes Busfahrzeit sitzt Veit, von Sumatra kommend, bereits im Zug von Butterworth (Malaysia) nach Chumpon. Fahrplanmäßige Ankunft wäre 2:30 nachts gewesen. Da Zugfahrpläne aber weder in Malaysia noch in Thailand eingehalten werden, ist er erst um 5 Uhr morgens in Chumpon. Das hat den Vorteil, dass er sich eine Hostelübernachtung sparen und direkt die Fähre um 7 Uhr nach Koh Tao nehmen kann.
Und so kommt es, dass wir beide auf der gleichen Fähre sind und uns einem Liebesfilm ähnlich glücklich in die Arme fallen.

Kaputt nach der besonders für Veit sehr langen Anreise suchen wir uns eine Unterkunft zwischen Mae Haad und Sairee Beach, das sind die beiden Hauptorte auf der Insel. Unser „AC Two“ bietet neben einem Strandrestaurants einfache Holzbungalows für 600,- Baht (14,- €) und auch die luxuriöse Variante in modernen Steinbungalows mit Klimaanlage. Wir sind mit unserem Holzbungalow sehr zufrieden, wenngleich sich der Schrank als unbenutzbar herausstellt, weil er eigentlich beim bloßen Angucken schon zusammenbricht.
Wir mieten uns ein Moped, mit dem wir in den Folgetagen helmfrei die Insel erkunden. Anne weiß von Strandunterkünften in einsameren Buchten und beim Anblick dieser teilweise total schönen Bungalowsiedlungen überlegen wir schon, in diese etwas abgeschiedeneren Gegenden umzuziehen. Letztenendes entscheiden wir uns dagegen, weil die Zuwege zu diesen Buchten mitunter halsbrecherisch sind. Neigungswinkel von 40 Grad sind die Regel (scheinbar hält man hier nichts von Serpentinen und wählt eher den direkten Weg), immer sind Teilstücke unbefestigt.
Im Moment wären wir einfach zu bequem, als dass wir uns täglich aus einer schönen Bucht herausbewegen würden, um das Angebot der größeren Ortschaften wahrzunehmen (Restaurants, Straßenküchen, Geschäfte, Kneipen…). Also bleiben wir im AC Two und erhalten nach 6 Tagen ungefragt einen Langzeit-Rabatt.

Koh Tao ist vor allem eins: ein Taucherparadies. Mehr als 50 Tauchschulen gibt es hier. Eine ist uns von zwei ganz unterschiedlichen Seiten empfohlen worden: „Blue Immersion“ ist eine Freedive-Schule, das heißt, hier lernt man das Tauchen ohne Sauerstoffflaschen. Sie wurde uns von einem Franzosen empfohlen, den wir in Sri Lanka getroffen hatten. Veit will das Apnoetauchen ausprobieren. Anne möchte Yogastunden nehmen, die hier ebenfalls angeboten werden. Annes erste Yogalehrerin hatte bis vor kurzem bei Blue Immersion unterrichtet und neben der Tauchschule ihre Yogalehrer-Nachfolgerin empfohlen. Die gibt’s dann hier zwar nicht, weil sie aufgrund der Nebensaison doch nicht angestellt wurde, aber Veit kommt in einem zweitägigen Kurs auf seine Kosten und lernt, bis 20m tief zu tauchen. Die vermittelte Atemtechnik kann er künftig vielleicht einsetzen, wenn er beim Surfen mal von einer Welle längere Zeit unter Wasser gedrückt wird.
Koh Tao gilt wohl zu recht als Tauchparadies, wenn man von den Schnorchelerlebnissen auf die Taucherlebnisse schließen darf. Da uns das klassische Tauchen als solches beide weniger interessiert, gehen wir einfach nur schnorcheln. (Anne atmet lieber unabhängig von irgendwelchen Gerätschaften und Veit ist die Materialschlacht beim Tauchen zuviel mit Anzug, Flossen, Brille, Gewichtgürtel, Sauerstoffflaschen, Weste und Schläuchen.) Wir schnorcheln in verschiedenen Buchten und sind begeistert von der bunten Unterwasserwelt, die sich uns darbietet.

Unsere weitere Zeit vertreiben wir uns außerdem mit Essen und dem mindestens allabendlichen Treffen mit einem netten französischen Pärchen, Emily und Renaud, das Veit in seiner Wartezeit auf die Fähre in Chumphon kennengelernt hatte.

Wir halten uns kulinarisch hauptsächlich an die einheimische Küche, hier bekommt man aber auch viel westliche Leckereien. So zum Beispiel im „Greasy Spoon“, einem Frühstücksladen in Mae Haad, der es uns angetan hat, weil wir dem Englischen Frühstück mit Baked Beans, Grilltomate, Röstzwiebeln und -pilzen, Eiern und Hashbrowns ebenso wenig widerstehen können wie dem lächelnden, freundlichen Personal. Das ist hier unten im Süden scheinbar eine wirkliche Besonderheit. Denn im Allgemeinen wirken die Thais hier auf uns nicht gerade freundlich und kommunikativ, als hätten alle wie Timm Thaler ihr Lachen verkauft. Leider auch in Annes Lieblingsrestaurant „Kanya“ in Sairee Beach. Das Essen ist allerdings so lecker und preisgünstig, dass wir trotzdem immer wieder kommen.

Was wir beiden Cheforganisatoren vom Dienst leider bei unser perfekten Planung unseres Wiedersehens völlig vergessen haben, ist die Visumssituation für Veit. Da er mit dem Zug nach Thailand eingereist ist, bekommt er nur ein 14-Tage-Visum. Wir haben aber noch gut drei Wochen ab dem Zeitpunkt der Einreise bis zu unserem Rückflug nach London.
Also entschließen wir uns zu der Lösung, die KP Travel (die empfehlenswerteste Reiseagentur auf Koh Tao) uns anbietet: wir fahren nach Ranong, wo Veit über den Andaman Club für 30 min. nach Myanmar einreist und bei der direkten Rückkehr nach Thailand erneut ein 14 Tage Visum erhält.

Nach fast zwei Wochen an einem Ort können wir uns ja schließlich auch noch mehr von Thailand anschauen und entscheiden, von Ranong auf die Insel Koh Chang an der Westküste überzusetzen.
Zu Koh Tao bleibt nur zu sagen: gerne wieder! Auch oder vielleicht sogar besonders in der Nebensaison, der Regenzeit, in der es zwar nicht viel regnet, dafür aber schön entspannt zugeht.

01.09.- 20.09.2013: Bali und Nias/Sumatra

Nach meinem Trip nach Sumbawa lege ich eine Pause in Balian Beach an der Westküste von Bali ein. Hier hatten Anne und ich uns im Mai bereits sehr wohl gefühlt. Der 2-stündige Weg von Kuta durch den schweren und luftverschmutzten Moped- und LKW-Verkehr (auch ich bin mit dem Moped unterwegs) ist wie immer beschwerlich (ich trage sogar einen Mundschutz), aber erstmal angekommen, ist das Stranddorf die reine Wonne. Gefühlt ist es einer der letzten unberührten Orte auf Bali. Der Rest ist ruiniert. Der Gier von Menschen geopfert, die ihr Land an auf schnelles Geld spekulierende Investoren verkaufen, die die Insel mit immer größeren Hotels verschandeln. Dazu noch mehr Shoppingmalls, Mc Donalds, KFC und Starbucks. Ohne Rücksicht auf Natur, Umwelt, Tradition, Nachhaltigkeit. Bali – nur noch ein Name. Ich bin immer noch verbittert. Zum Glück gibt es noch die Wellen.

Nach ein paar Tagen, in denen ich auf bessere Surfbedingungen warte (die Wellen sind gerade überall zu groß und/oder verwaschen), kommen auch Alessandro und Eugenia, das Pärchen, das ich in Sumbawa kennengelernt hatte, nach Balian. Mit Alessandro surfe ich als die Wellen wieder besser werden die Spots von Balian und Medewi.

Dann plane ich weiter. Mein Trip nach Sumbawa hat Lust darauf gemacht, noch mehr von Indonesien sehen zu wollen. Nur in Bali zu bleiben wäre verschenkt, gerade jetzt wo ich ein wenig mehr Zeit habe als für einen „normalen“ Urlaub. Zunächst gedenke ich, nach Grajangan, kurz G-Land, an der Ostküste von Java weiterzureisen. Doch der Trip zu diesen Weltklasse-Surfspots ist teuer, auch weil sie in einem Nationalpark liegen und daher Unterkünfte limitiert sind. Also entscheide ich mich für die Insel Nias, die zu Sumatra gehört. Hiervon hatte mir bereits vor 13 Jahren eine Bekannte erzählt. Damals war die Anreise noch sehr lang, umständlich und anstrengend. Heute geht es wesentlich schneller, seit kurzem kann man auch mit dem Flugzeug hierhin reisen, so dass man sich die mindestens 12-stündige Fährüberfahrt ab Sumatra sparen kann.

3 Flieger muss ich trotzdem nehmen. Ab Denpasar geht es nach Jakarta, dann nach Medan auf Sumatra (der neue moderne internationale Flughafen wurde jüngst im Juli 2013 eröffnet) und von hier nach Gunungsitoli auf Nias. Preis für 3 Flüge: 83 €. Das geht. Mein Brett habe ich vorher noch in Kuta Bali verkauft, zu teuer wäre die Mitnahme des Sportgerätes gewesen. Auf Nias werde ich mir ein Brett ausleihen.

Ziel auf Nias ist der Ort Sorake, die den Spot „The Point“ beherbergt. Die rechte Welle wird häufig in der Liste der 5 besten Wellen der Welt genannt. Sie läuft das ganze Jahr und den ganzen Tag zu allen Gezeiten, es gibt kaum Wind, d.h. sie ist meistens clean (zu viel Wind zerstört die Welle), man kommt mit trockenem Haar ins Line Up, weil man direkt vom Ufer über eine Öffnung im Riff (sog. Keyhole) rauspaddeln kann, der Take off ist easy, die Welle hat eine steile Anfangsektion, die einen berechenbaren Tuberide ermöglicht, das zurückpaddeln seitlich an der Welle vorbei ist entspannt, das Riff ist mit weichem Moos bewachsen, Bodenkontakt ist aber ohnehin selten, da genug Wasser unterm Kiel ist. Für Anfänger ist die Welle aber nicht geeignet, selbst bei einem 3 Fuß Swell hat sie mindestens 1,5 fache Kopfhöhe ist zudem sehr kraftvoll.

Bei meiner Landung um 7 Uhr morgens in Gunungsitoli bin ich erschöpft von den Flügen und der kurzen Nacht (4 Stunden auf Flughafensitzbänken in Medan) und ich entscheide mich gegen den Bus und für ein Taxi, das ich mir mir einem einheimischen Passagier teilen kann. Die Fahrt nach Sorake (auf der der Taxifahrer im Wechsel wild mit seinem Landsmann diskutiert oder die Hupe betätigt, um andere Verkehrsteilnehmer zu verscheuchen) dauert 2 Stunden.

Ich checke im (Achtung, origineller Name…) Aloha Surfcamp ein und bleibe zunächst 2 Nächte (100.000 RP für ein Einzelzimmer). Der Swell hat wieder etwas zugelegt und die Welle ist mit Double bis Triple Overhead (doppelte bis dreifache Überkopfhöhe) wie auch anfangs schon in Lakey Peak zu groß für mich. Es sind nur Profis im Wasser (deren Tuberides allerdings echt beeindruckend sind). Nicht so schlimm, da ich mir ohnehin mal wieder eine Erkältung eingefangen habe, wahrscheinlich durch die viel zu kalte Klimaanlage im Flugzeug. Dafür lerne ich Jesper aus Dänemark und Hendrik aus Köln kennen, mit denen ich mich auf Anhieb super verstehe. Sie sind blutige Surfanfänger und surfen am Beachbreak, der mir aber zu klein ist.

Am dritten Tag ziehen wir gemeinsam in eine andere Unterkunft, wo wir uns für 100.000 RP einen Bungalow teilen können. Das ist natürlich günstig, aber der nicht so freundliche Besitzer Johannes (da es viele Christen auf Nias gibt, haben viele hier christliche Namen) versucht uns dann, nachdem er uns mit der billigen (aber auch abgerockten Unterkunft) gelockt hat, bei den Essenspreisen zu übervorteilen. Für ein leidenschaftsloses Omelett verlangt er das Dreifache wie im Warung nebenan, dann dreht er uns viel zu teure Krabben an (für das Vierfache des Marktpreises wie ich nachher erfahre). Ich kann ja verstehen, wenn die Leute Geld verdienen wollen aber wenn weder die Einstellung noch der Preis einigermaßen stimmen, hört mein Verständnis irgendwann auf. Als er dann weiter weder freundlich ist (er tut nun sogar immer zu beleidigt) noch bessere Preise anbietet, essen wir irgendwann nur noch im Warung. Dort steht eine herzliche immer zu lachende Mama am Wok, deren Portionen bei jedem erneuten Besuch von uns drei Jungs größer werden.

Dann ist „The Point“ mit 2-3 Metern Höhe auch für mich machbar und ich habe jede Menge Spaß. Ich surfe so viel wie möglich (ich bin immer noch leicht angeschlagen, zwischeneitlich habe ich sogar Schüttelfrost und ich befürchte bereits, ich hätte Dengue Fieber…), wenngleich es mir am vorletzten Tag zu voll wird im Wasser. Mehr als 15 Surfer verträgt die Welle nicht, da man zu eng aufeinander hockt.

Bis vor 9 Jahren war in Sorake trotz der beschwerlicheren Anreise mehr los, aber es gab auch mehr Wellen zur Auswahl. Doch der Tsunami 2004, der viele Länder Asiens traf, hatte vor Sumatra seinen Ursprung. Die Folge sind bis heute sicht- und spürbar. Durch das Erdbeben wurde das Riff vor der Surfküste um mindestens 30 cm angehoben. Dadurch verlor Sorake nicht nur Teile seines Strandes, sondern auch 3 gute Reefbreaks. Eine rechte Welle ist aufgrund des nur ultraflachen Riffs nur noch für Profis oder selbstmordgewillte Kamikazesurfer surfbar. Ein linker Break braucht nun wesentlich mehr Swell um zu brechen, was selten ist. Auch der Beachbreak von Lagundri im inneren der Bucht benötigt ebenfalls viel Dünung um Surfbares zu produzieren. Drum bleiben auch die Surfer aus. Folge ist Leerstand vieler Gästehäuser. Es gibt ein riesiges verlassenes Resort mit unzähligen Bungalows, die nun langsam verfallen. Im ehemaligen Swimmingpool schwimmen nur noch Algen statt Gäste.

Die Not der Einwohner ist gegenwärtig, Einheimische versuchen permanent ihre geschnitzten Souvenirs an die wenigen Surfer zu verkaufen, fragen nach etwas Geld für den leeren Mopedtank oder nach einem T-Shirt, Kinder verkaufen Kekse und Schokobrötchen und holen einem für 5.000 RP Kokosnüsse von den Palmen. Wir kaufen oder geben immer etwas, doch etwas anstrengend ist der tägliche Spießrutenlauf schon ein wenig.

Deprimierend wird es als ich, gerade aus dem Wasser watend, von Fischern eine Meeresschildkröte als Mittagessen angeboten bekomme. Das Tier lebt noch und zappelt mit den Flossen. Den Fischern klar zu machen, dass es sich hier um eine bedrohte Tierart handelt, hat wenig Sinn, also beschließen ein Brasilianer und ich sie abzukaufen und anschließend wieder dem Meer zu übergeben. Wir feilschen von 500.000 auf 250.000 RP runter und setzen sie dann behutsam ins Wasser.

Noch mehr Schmu wird direkt vor unserem Balkon betrieben. Mehrere zig mal am Tag fahren Einheimische mit Sandsäcken an uns vorbei. Vom übrig gebliebenen Sandstrand tragen sie für den Häuserbau tonnenweise Sand ab. Folge ist Erosion, sichtbar an vielen ins Wasser gefallenen Palmen, wodurch das Ufer immer weiter landeinwärts wandert. Aber soll man dem ohnehin armen Leuten sagen, dass sie sich den Sand kaufen sollen?

Beeindruckend sind die Surffähigkeiten der Kids, mit alten teilweise halben durchgebrochenen Brettern ohne Finnen oder Leige surfen schon die 6-jährigen wie die Profis.

Mit Hendrik und Jesper besteht der Tag aus Quatschen, Lesen und Chillen in der Hängematte, Spaziergängen sowie viel Poolbillard oder Tischtennis unterbrochen durch Frühstück, Mittag- und Abendessen bei Mama, das wahlweise aus Nasi oder Mie Goreng besteht. Wir haben viel Spaß.

Nach einer Woche beende ich meine Surfari in Indonesien. Mit den Jungs fliege ich ab Gunungsitoli (unser Taxifahrer und Kumpel von Johannes ist natürlich 50 min zu spät, wodurch wir nur gerade so eben noch das Flugzeug erwischen) nach Medan, wo wir uns voneinander verabschieden. Von dort nehme ich den Anschluss nach Penang in Malaysia, von wo ich per Zug und Fähre nach Koh Tao in Thailand reise. Anne und ich freuen uns sehr aufeinander.

 

19.09.2013

Kambodscha

12.9.-19.9.2013

Meine Ankunft in Pnom Penh schockt mich. Ich weiß nicht, ob ich jemals in einer so vollgestopften, dreckigen, unattraktiven Stadt war (die lateinamerikanischen Großstädte haben wir ja gemieden – die würden Pnom Penh in dieser Hinsicht vermutlich Konkurrenz machen).
Mit dem Tuktuk geht es vom Flughafen etwa eine Stunde durch den Stop-and-Go-Stau. Ich kann kaum atmen, so verschmutzt ist die Luft. Fahrspuren sind nicht zu erkennen, jeder fährt und steht, wie es ihm gerade passt. Ich bin froh, als ich im Mad Monkey Hostel ankomme. (6,- USD pro Nacht im Dorm mit Klimaanlage, Warmwasser, gutem WiF, Dachterrasse und leckerer Küche. Die gebräuchliche Währung in Kambodscha sind US Dollar, Wechselgeld erhält man teilweise auch in der nationalen Währung Riel, sodass man immer noch ein wenig mehr rechnen muss als sonst.) Hier treffe ich auf Chloé aus England, mit der ich am nächsten Tag die Khmer Rouge Vergangenheit von Pnom Penh erkunde.
Wir fahren zu einem Killing Field (“ Tötungsfeld“), der hiesigen Variante eines KZ und anschließend ins ehemalige Foltergefängnis S21. Ich bin tief erschüttert über das, was ich hier sehe und werde dies auch in meiner restlichen Zeit in Kambodscha nicht wieder los. Innerhalb von 3 Tagen hatten die Roten Khmer 1975 die Stadt erobert und alle ihre Einwohner aufs Land vertrieben zum Reisanbau. Pol Pot, der paranoide Anführer der Khmer Rouge veranlasste in 4 Jahren Terrorherrschaftszeit die Tötung von 3 Millionen Kambodschanern. Das sind 40% der damaligen Bevölkerung des Landes. Getötet wurden die „Staatsfeinde“ auf mehr als 300 Killing Fields im Land zumeist mit Hacken, Spaten, Beilen, Äxten, Stöcken… erschlagen, nachdem sie vorher gefoltert wurden. Zu den dröhnenden Klängen sozialistischer Marschmusik, die ihre Schreie übertönen sollte und die die Gehirnwäsche der Soldaten unterstützte. Männer, Frauen, Kinder. Und dann in Gruben verscharrt.
Ich muss hier weg, raus aus dieser Stadt, die nichts lebenswertes zu haben scheint.

Über Nacht fahre ich mit einem Liegebus nach Siem Reap. Ich liege glücklicherweise neben einer Portugiesin. Chloé hat weniger Glück und muss sich mit dem völlig anderen Distanzverständnis der Kambodschaner abfinden. Sie wird von ihrer Liegennachbarin des nachts umklammert als wären sie sich mehr als vertraut.
Es regnet in Siem Reap, aber wir wollen uns trotzdem die Tempel von Angkor anschauen und leisten uns daher ein Tuktuk samt Fahrer. Die Ruinen sind beeindruckend. Ein riesiges Gelände, das nicht an einem Tag zu schaffen ist, wenn man alles sehen will. Ich kaufe mir dennoch nur ein Eintagesticket, denn nach all den alten Steinen der letzten Monate bin ich nur noch begrenzt aufnahmefähig. Der Regen hört am späten Vormittag auf, aber auch vorher schon klettern wir in den Ruinen herum. Es ist unvorstellbar, wie florierend das hier mal ausgesehen haben muss, als dieser Ort zwischen 600 und 1400 nChr. bewohnt war und gebaut wurde und die Kambodschaner (Khmer) die gesamte Region inkl.Thailand und Vietnam dominierten und beeinflussten. Ich sehe die Ruinenstadt von Angkor Thom, den verwunschen wirkenden Tempel Ta Prom und schließlich den weltberühmten Tempel-Komplex von Angkor Wat. Irre. Es erinnert mich an Tikal, die Mayastadt in Guatemala.
Siem Reap als Städtchen ist auch sehr süß mit hübscher französisch-kolonialer Architektur, kleinen Gässchen, vielen Restaurants und zwei Märkten. Und so flaniere ich – wenn es gerade mal nicht regnet – durch die Straßen. Mein Hostel (auch hier Mad Monkey, das Schwesterhostel des Pnom Penher Hauses) ist gut fußläufig zum Stadtkern gelegen. In Siem Reap und Angkor ist Kinderarbeit ziemlich angesagt. Selbst die 5-jährigen versuchen hier gnadenlos, ihre Armbändchen, Postkarten oder Tücher zu verkaufen. Oder mit ihren jüngeren Geschwistern auf dem Arm um Essen zu betteln.

Da es immer wieder mal regnet, entscheide ich mich für eine Busfahrt nach Battambang, meiner nächsten Station. Die schönere (aber auch sehr viel teurere und längere) Bootsfahrt dorthin „opfere“ ich der Regenzeit. Vielleicht ist die jährliche Regenzeit auch der Grund, weshalb die kambodschanischen Häuser außerhalb der Städte allesamt auf Stelzen gebaut sind.
Nach Battambang fahre ich, weil es so schöne Architektur haben soll.
Hm, ich sehe nur ziemlich heruntergekommene Häuser, die sicher mal schön waren. Den Charme dieser Stadt finde ich nicht. Aber ich treffe in meinem Hotel Chhaya (2,- USD Dorm, 4,- USD Einzelzimmer) auf zwei nette Reisende, mit denen ich mich abends unterhalten kann.
Eine Fahrt mit dem einst traditionellen, heute nur noch touristisch genutzten Bambuszug (eine Art motorbetriebene Draisine) führt mich in das nächstgelegene Dorf und zeigt mir ein weiteres Stück Armut zwischen unendlichen Reisfeldern, am Horizont von Bergen gesäumt. Auch hier verkaufen Kinder Armbänder und zeigen den Touristen die Reisfabrik und die Ziegelei. Sie wissen zu berichten, dass viele Erwachsene zum Arbeiten nach Thailand gehen.

Ich verlasse Battambang Richtung Kampot. Da soll’s schön sein. Nach 13 h Fahrt inkl. umsteigen in Pnom Penh komme ich im strömenden Regen an. Die Fahrt übers platte Land zieht sich. Die letzten 3 Stunden fahren wir auf einem planierten Weg, der wohl vielleicht mal eine Straße werden soll. Bei dem Regen ist der unbefestigte Untergrund teilweise eher ne Matschgrube als ne Straße, aber wir kommen heil und ohne stecken zu bleiben in Kampot an. Unterwegs habe ich das zweifelhafte Vergnügen, hinter einem Mann zu sitzen, der sich auf seinem Computer stundenlang Pornofotos anschaut. Es dämmert draußen und sein Bildschirm spiegelt sich im Fenster. Entweder, er fühlt sich vollkommen unbeobachtet oder es ist ihm vollkommen egal, dass er nicht allein ist. Das Nutzen von Prostitution gehört unter kambodschanischen Männern zum Alltag, erfahre ich später. Pornos gucken dann ja vielleicht auch.
Der Regen hört auch leider am Folgetag nur zwischenzeitlich mal auf. Ich sehe mich in dem Örtchen um und kann ganz entfernt erahnen, dass das Städtchen Atmosphäre hat mit seiner Flussuferpromenade. Aber eigentlich ist auch hier alles recht heruntergekommen und ärmlich. Hier gönne ich mir eine Blindenmassage – ein ganz großes Geschäft in Kambodscha. Abgesehen von offensichtlich vielen Sehbeeinträchtigten gibt es auffällig viele körperlich Versehrte in diesem Land. Meistens sind Gliedmaßen amputiert. Das liegt wohl an den etwa 6 Millionen Landminen, die sich immer noch im ganzen Land verstreut befinden. Der Vietnamkrieg, bei dem Teile Kambodschas zum Kollateralschaden wurden und die vietnamesische Rolle bei der Beendigung der Khmer Rouge Diktatur sind wohl Hauptverursacher der flächendeckenden Verminung.
Ich bleibe zwei Nächte in Kampot (Long Villa Guesthouse, 5,- USD/Nacht im Einzelzimmer) bis zu meinem Abflugtag und vermeide so eine weitere Übernachtung in Pnom Penh.

Ich freue mich, nach Thailand zurückzukehren und muss abschließend sagen, dass ich nicht bereit war für dieses Land und meine Zeit hier war zu kurz, um mich einzulassen. Den Reiz des Landes machen sicher nicht die Städte aus, bei einer nächsten Reise hierher würde ich mir mehr vom Land und der Natur ansehen.

9.09.2013

Das neue Mallorca

27.8.-11.9.2013: Bangkok, Ayuthaya, Chiang Mai, Pai

Thailand, ich komme! Ich freue mich schon auf dieses Land, in dem alle irgendwie schon mal waren und davon schwärmen. Wird Zeit, dass ich es selbst kennenlerne.

Im Bangkok angekommen stelle ich fest, dass das System der öffentlichen Verkehrsmittel nicht ganz so selbsterklärend ist, wie das von Singapur, aber ich habe eine gute Beschreibung meines Hostels in der Hand und treffe direkt in der Bahn auf sehr freundliche Thais, die mir weiterhelfen.
Ich steige im Mile Map Hostel ab und folge damit unbewusst einem deutschen Trend – außer mir sind fast nur deutsche Backpacker hier. Das Hostel ist sehr sauber und gut organisiert und mit 295,- Baht pro Nacht im Dorm (7,- Eur) zwar nicht das billigste, aber es ist jeden Cent wert. Es liegt im Stadtteil Silom, weit weg von der Khao San Straße, wo sich die meisten anderen Hostels befinden. „Mein“ Stadtteil bietet Restaurants und Straßenküche, Schneider, Markt und Nachtmarkt und ne gute Verkehrsanbindung. Ich fühl mich wohl. Khao San ist die Backpacker-Partymeile von Bangkok, immer voll, immer laut, immer betrunkene oder ausnüchternde junge Menschen mit nacktem Oberkörper (Männer) oder sehr knapper Bekleidung (Frauen) auf der Straße. Ich schaue mir das Spektakel tagsüber an und bin erstaunt, wie wenig stressig mir der Kiez erscheint. Ich habe wohl Glück, denn andere Backpacker berichten mir später das, was ich auch erwartet hätte: es sei eine laute, wuselige Hölle, die nie schläft und einen überfordert.

Überfordert bin ich von zwei Dingen: den permanenten Shoppingreizen (es ist alles so günstig!) und den Versuchungen der Thaiküche: an jeder Ecke gibt’s (zumeist frittierte) Leckereien, die Gerichte in den Restaurants sind unschlagbar. Drei Tage vergehen und ich komme vor lauter Reizen gar nicht zum Sightseeing. Naja, ich komme ja in den nächsten Wochen nochmal wieder, dann kann ich ja die ein oder andere Sehenswürdigkeit besichtigen (im Wesentlichen sind das Tempel).
Alles in allem macht mir Bangkok Spaß – wider Erwarten, denn ich hatte nach unserem langen Einsiedlerdasein in Arugam Bay eher gedacht, ich käme in einer Großstadt nicht mehr klar.

Nächste Station ist Ayuthaya, etwa 1,5 Stunden nördlich von Bangkok. Es ist eine unter UNESCO Weltkulturerbeschutz stehende alte Königsstadt. Hier gibt’s viele Backsteinruinen zu sehen. Hätte ich in den letzten Monaten nicht schon sooooo viele Ruinen gesehen, würden sie wohl noch eindrücklicher auf mich wirken. Beachtlich ist aber auch hier die Größe der Anlagen. Es muss ein beeindruckender Herrschersitz gewesen sein. Man erkundet ihn am besten mit dem Fahrrad, das es überall zu mieten gibt.
Weil ich ja Zeit habe und nicht mehr von Ort zu Ort hetzen mag, bleibe ich zwei Nächte. Eine hätte gereicht, aber ich bekomme kein günstiges Weiterfahrtticket mehr, weder mit dem Zug noch mit dem Bus. Es ist noch nicht mal Hauptsaison… Bei der Erkundigung nach Zugpreisen fängt es am Bahnhof so heftig an zu regnen, dass nicht daran zu denken ist, mich wieder Richtung Unterkunft zu begeben (P.U. Inn, 250,- Baht/Nacht im EZ mit Ventilator und Kaltwasser). Also warte ich und lerne neben einem deutschen Backpacker auch meine thailändische Sitznachbarin kennen, die sich kurzerhand von ihrem Vater mit dem Auto abholen lässt und mir ihren Regenschirm schenkt. Einfach so! Es ist gerade Regenzeit in Thailand und der Schirm wird mir noch gute Dienste erweisen.
Ich schlage mir zwei weitere Tage um die Ohren, lerne weitere deutsche Touristen kennen und komme zu dem Schluss, dass Thailand wohl das neue Mallorca ist.

Am dritten Tag abends fahre ich mit dem Nachtbus nach Chiang Mai, im Norden Thailands. Die Klimaanlage ist so kalt, dass ich die ganze Nacht trotz Fleecepullover, langer Hose und Socken friere (draußen sind auch nachts noch 28 Grad) und den ansich bequemen, wenn auch alten Bus gar nicht zum Durchschlafen nutzen kann.
Chiang Mai liegt in den Bergen und hat einiges an Kultur, Abenteuer, Yoga und Meditation zu bieten. Ich checke im House No. 11 ein, einem Hostel in dessen Schlafsaal ich 3 Nächte lang der einzige Gast bin. Das liegt wohl daran, dass es mit 190,- Baht (4,47 Eur) zu den teureren Schlafsälen gehört, aber mir gefallen Lage, Ausstattung und Sauberkeit und deshalb bleibe ich hier. Das Haus hat viele Doppelzimmer, die gut belegt sind und ist bereits jetzt schon ausgebucht für die Weihnachtszeit. Ich bin foh, dass ich i der Nebensaison hier bin, dann ist die Stadt nicht so voll. Gleich am Ankunftsmorgen lerne ich Mike, Johanna und später Kamal kennen (allesamt sehr viel jünger als ich), mit denen ich einen verhängnisvollen ersten Abend lang Chiang Mais Bars und Clubs erkundige. Leider verschlafe ich dadurch meine Skype-Verabredung mit Veit am nächsten Morgen, der mich glücklicherweise durch besorgte Anrufe irgendwann wachkriegt.
An diesem Tag findet auch mein Thai-Kochkurs statt, den ich nach einem halben Liter frischgepresstem Fruchtsaft auch halbwegs genießen kann. Das Kochen findet in traumhafter Umgebung auf einer Farm außerhalb von Chiang Mai statt und ist erstaunlich einfach. Nach dem Marktbesuch mit der Lehrerin geht’s im Jeep raus aus der Stadt. Wir lernen fünf Gerichte und eine Currypaste zubereiten und sind am Ende des Tages so kugelrund, dass wir gar nicht alles schaffen und uns unsere Reste mitgeben lassen, die locker fürs Abendessen reichen. Wer also Zuhause mal selbstgekochte Frühlingsrolle, Pad Thai, Kokossuppe, Tofu mit Panangcurry oder Mango mit Klebreis probieren möchte, sagt Bescheid.
Da Chiang Mai von Dschungel umgeben ist, bieten sich hier Touren in die Natur an. Die Stadt ist übrigens vollgepackt mit Reisebüros, die alle Aktivitäten im näheren Umfeld anbieten (man kann hier sehr viel machen). Ich entscheide mich für eine Tagestour – längere Aufenthalte im Dschungel waren ja bisher nicht so toll für mich. Es geht zunächst zu einem kleinen Wasserfall, in dessen Pool man baden könnte. Lieber höre ich aber den Ausführungen unserer Führerin Joy zu, die in der Wildnis der Berge aufgewachsen ist und immer noch hier lebt. Sie hat mitbekommen, wie die hier sesshaften Opiumbauern zum Betreiben regulärer Landwirtschaft umerzogen wurden. Es gäbe regelmäßig strenge Kontrollen der gesamten Umgebung durch die Behörden, sagt Joy. Selbst unter Einsatz von Hubschraubern. Doch vereinzelt gibt es immer noch illegale Felder und das Opium wird Touristen auch mal zum Kauf angeboten…
Auf dem Rückweg vom Wasserfall fängt es an zu regnen. Zu Schütten, besser gesagt – als wir an unserer Mittagshütte ankommen, ist selbst meine Regenjacke durchgesuppt. Naja, die ist eh sehr alt und hat ihren Dienst getan.
Weiter geht’s mit Wildwasser-Rafting. Mein erstes Mal! Glücklicherweise ist das Wasser überhaupt nicht wild und die Aktion macht Spaß. Das anschließende Fahrt auf dem traditionellen Bambusfloss allerdings nicht so, denn man sitzt auf dem Floß etwa 10cm tief im Wasser. Ergebnis: ein paar Tage später werde ich krank.
Aber zunächst reiten wir eine Runde auf nem Elefanten, wobei ich bis heute nicht weiß, ob ich das artgerecht und gut finde. Das Tier anzufassen und nach dem Reiten zu füttern, finde ich aber schon schön.
An den Nicht-Ausflugstagen vertreibe ich mir die Zeit mit Yoga, lesen, essen (ich könnte hier immerzu nur essen!) und abendlichen Treffen mit meinen jungen Reisebekanntschaften.

Dann geht’s mit einem Minivan nach Pai, weiter in den Norden. Die gemütliche Fahrt wird durch die allergische Reaktion einer Mitreisenden auf ihr offensichtlich glutenhaltiges Frühstück unterbrochen. Die Arme kotzt sich die Seele aus dem Leib und uns anderen wird schlagartig klar, dass wir nicht in unserer westlichen Welt sind: dem Busfahrer und dem Busunternehmen verständlich zu machen, dass wir einen Krankenwagen brauchen, verläuft ergebnislos. Immerhin finden wir eine Notrufnummer und können dann selbst einen rufen. Bis wir ohne die Kranke und ihre Freundin die Fahrt fortsetzen können (weil der Krankenwagen da ist), vergeht eine geschlagene Stunde.

Pai gefällt mit sehr gut. Es ist ein Hippieort in den Bergen, allerdings glücklicherweise ohne Feuerspucker und Jongleure, wie ich das bisher so oft hatte. Es gibt köstliche Restaurants und Cafés, Teeläden, Massagen und Schmuck- und Klamottenläden.
Ich übernachte in der Villa de Pai in einem Schlafsaal für umgerechnet 1,88€/Nacht und stelle damit den Billigschlafrekord der Reise auf. Hier gibt es aber auch schöne Bungalows, die man zu zweit gut bewohnen kann. Besonders am Ortsrand und in der näheren Umgebung gibt es wunderschöne Berg-Resorts für kleines Geld.
Leider erwischt mich hier die Erkältung, die mir seit Tagen in den Knochen sitzt und zwingt mich zur Ruhe. Trotz Erkältung probiere ich eine Yogastunde bei Mam Yoga aus. Das ist überraschender Weise die einzige Yogalehrerin, auf die ich hier treffe. Das einzig gute an Mam Yoga ist Mamas jugendliches Aussehen bei immerhin 67 Jahren. Ihr Yogaunterricht ist allerdings trotz ihrer beeindruckenden Beweglichkeit (sie kriegt die Beine hinter den Kopf) eine absolute Oberfrechheit und die totale Zeitverschwendung. Die reichlich durchgeknallte Dame hat weder Interesse noch Ahnung vom Unterrichten. Vielleicht sollte ich Yogalehrerin werden und nach Pai auswandern – hier gibt’s offensichtlich ne Marktlücke.
Wie alle anderen Touristen auch leihe ich mir ein Moped und erkunde die Umgebung, wobei ich die Regenpausen nutze, denn ich habe keine Lust auf einen Erkältungsnachschlag. Es ist wahnsinnig grün hier! Meine Augen hüpfen vor Freude. Wasserfälle und Tempel kann man besichtigen, ein chinesisches Dorf erkunden und in heißen Quellen baden. Wen es interessiert: hier gibt es auch einige Meditationszentren, doch ich habe mich entschieden, längere Meditationen auf einen nächsten Urlaub zu verschieben. Eine wirklich schöne Gegend ist das. Ich kann verstehen, weshalb so viele Westler hier hängengeblieben sind.

Nach einer Woche Bergwelt geht es zurück nach Bangkok, wo mein Flieger nach Kambodscha auf mich wartet.
Der erste Teil meiner Thailanderkundung hat mir schon mal sehr gut gefallen. Ich verstehe nun die Faszination Vieler für dieses Land. Die immer herzlichen Thais tun ihr Übriges, um das Herz für dieses Fleckchen Erde zu erwärmen.

21.08.-01.09.2013: Bali, Sumbawa

Nach Sri Lanka geht es für Veit wieder über Singapur zurück nach Indonesien. Sri Lankas Wellen waren ganz gut, aber mit den Wellen von Indonesien können sie hinsichtlich Größe und Power nicht mithalten. Bevor es nach Hause geht, will ich nochmal spektakulärere Wellen surfen. Also zurück nach ‚Indo‘.

Von Bali aus möchte ich nach Sumbawa reisen. Diese Insel liegt östlich von Lombok und ging mir nicht aus dem Kopf. Ziel ist Lakey Peak im Süden. Von dem Spot hatten mir andere Surfer immer mal wieder vorgeschwärmt. Neben dem Hauptspot gibt es 6 weitere Breaks in unmittelbarer Nähe. Außer passionierte Surfer verirren sich allerdings noch kaum ausländische Touristen hierhin.

In Bali angekommen, recherchiere ich zwischen den Surfsessions zum Spot. Auf der einen Seite findet man im Internet reißerische Artikel über testosterongesteuerte, aggressive Surfer, entsprechend schlechte Atmosphäre im Wasser und Riesenwellen, die zahlreiche gebrochene Bretter hinterlassen. Auf der anderen Seite gibt es Blogeinträge auf deutschen Surferseiten, die sich moderater anhören. Nachdem ich eine Weile Hin- und Hergerissen bin (soll ich wirklich hinfahren?) entscheide ich mich, mir selbst ein Bild zu machen. Auch die Wellenvorhersage für diese Woche sieht gut aus. Auf geht’s nach Sumbawa!

Ich überlege zuerst, mit Fähren und Bussen hinzureisen, stelle dann aber fest, dass das weder viel billiger, noch besonders schnell ist. Man braucht mindestens zwei Tage.

Also entscheide ich mich fürs Fliegen mit einer indonesischen Airline. Das löst bei mir und Anne, mit der ich dazu chatte, wiederum keine besonders guten Gefühle aus. Besonders Lion Air hat keinen guten Ruf. Im April 2013 stürzte eine Maschine im Anflug auf Denpasar ab (die Maschine zerbrach in 2 Teile, alle Passagiere überlebten aber). In 2012 wurden 3 Piloten verurteilt, weil sie auf einer Party beim Konsum von Chrystal Meth erwischt worden waren. Kundenrezensionen im Internet sind auch nicht besonders wohlwollend.

Merpati Airlines, die wohl bessere Airline von beiden, fliegt auch, aber nicht direkt (Zwischenstop in Lombok) und nur bis Sumbawa Besar, das im Westen, 6 Stunden Fahrt von Lakey Peak liegt. Ich will aber nach Bima fliegen, das nur 2 Stunden von Lakey entfernt ist.

Am Ende sitze ich dann doch in der Lion Air Maschine. Die ist brandneu (tolles Wort in diesem Zusammenhang…) und landet nach nur 1 Stunde sicher in Bima. Uff! Auch Anne bekommt eine Nachricht von mir, dass alles gut gegangen ist.

In der Ankunftshalle warten schon die Taxifahrer, die sich auf die Surfer stürzen. Es offenbart sich – und darüber habe ich vorher schon in den Blogs gelesen – dass die Taxifahrten unter Kontrolle der Hotelbesitzer stehen. Der Preis ist festgeschrieben, jedes Taxi kostet gleich viel. Und der Preis ist für indonesische Verhältnisse geradezu astronomisch: satte 708.000 RP/50 EUR für 2 Stunden Fahrt. Das ist teurer als mein Flugticket, das 630.000 RP gekostet hat (one way)! Für mich allein ist das zu viel, doch schnell habe ich ein Pärchen gefunden, mit denen ich das Taxi teilen kann. Alessandro und Eugenia, ein italienisch-russisches Ehepaar aus Sardinien.

Während die beiden in Lakey im Topsurferhotel Aman Gati mit Klimaanlage und Pool absteigen, suche ich mir eine Budgetunterkunft. Und finde eine im Puma, für 80.000 RP im EZ inkl. Frühstück/ 5,50 EUR. Das nenne ich Preis-Wert (Schön sind auch die Holzbungalows von Mona Lisa für den gleichen Preis).

Am Tag der Ankunft mache ich mich mit dem „Ort“vertraut.
Die meisten Unterkünfte sind an der Strandpromenade und in Sichtweite vom Peak. Die Promenade ist allerdings ganz neu: offensichtlich wird der Ort seitens der Tourismusverantwortlichen als förderungswürdig erachtet, so dass neben einer hübsch mit Meeresmotiven versehenen Promenade auch Sonnenschutzpavillions, ein Eingangstor (mit Surferstatue…) und Umkleidekabinen entstehen (wobei ich mich bei letzteren frage, ob diese von den in den Hotels wohnenden Surfern genutzt werden sollen…). Auch die Straße hierhin war frisch asphaltiert.
Ansonsten riecht es hier und da nach Algen: wie auch auf der Insel Nusa Lembongan neben Bali, leben die Einheimischen hier von der Algenernte. Zum Trocknen liegen diese am Ufer und werden später z.B. für die Herstellung von Kosmetika verwendet.

Am heutigen Tag ist der Hauptspot Lakey Peak tatsächlich riesig. ‚Doubleoverhead Sets‘ (Wellen doppelter Kopfhöhe) rollen rein, die definitiv eine Nummer zu groß für mich sind (und das bei einer Vorhersage von 4-5 Fuß). Auch meine Nachbarn lassen mich befürchten, dass die oben genannten reißerische Artikel der Realität entsprechen. Hier ist das Klischee des stereotypen, tätowierten, muskelbepackten Vollblutsurfers anzufinden. Die australischen und amerikanischen Surfer, die gleich jeweils eine Handvoll Bretter dabei haben, sind nicht besonders gesprächig oder auskunftsfreudig und das Vokabular eintönig („Yeah, sick waves, Mate! Siiiick!“). Die weißen überdimensionierten Sonnenbrillen auf sonnengegerbten Nasen werden beim Sprechen grundsätzlich nicht abgenommen. Auch sonst ist die Mehrheit der hier im Ort anwesenden Surfer männlich, wenn Frauen dabei sind, handelt es sich meistens um plastisch-chirurgisch behandeltes Beiwerk.

Ich bin froh, dass dann am nächsten Morgen die Wellen ein bisschen kleiner sind und ich mit Alessandro, meinem netten italienischen Taxikumpan zusammen ins Wasser gehen kann. Da Lakey immer noch zu groß und vor allem zu voll ist, surfen wir Nungas, einen Break 15 min fußwärts nördlich.
Über das vorgelagerte Riff watet man raus, dabei braucht man nicht unbedingt Booties (Neoprenschuhe), da das Riff mit soften Algen bewachsen ist. Dahinter brechen die Wellen. Schöne Walzen von etwa 1-1,5 Meter sind das an diesem Tag, wie aus dem Bilderbuch, manchmal bilden sie auch Tubes. Ich bin das erste Mal happy hier zu sein.

Wie erwähnt, verirren sich bislang nur Surfer hierhin. Das liegt nicht unbedingt daran, dass das kein schönes Fleckchen Erde ist oder dass es sonst nichts zu tun gäbe. Außer Surfen kann man schnorcheln, spazieren gehen, touren mit dem Fahrrad oder dem Moped unternehmen (ok, wer das Partytreiben braucht, ist hier falsch). Die Insel ist im Vergleich zu Bali und Lombok etwas trockener, alles wirkt ein wenig ausgedörrt. Doch die Landschaft ist durchaus beeindruckend. Neben schönen, einsamen Stränden (diese sind allerdings i.d.R. palmenlos) gibt es rundum bergisches Land mit Wäldern. Nicht umsonst trägt Sumbawa einen Hirschen als Wappentier. Ich nehme mir vor, noch ein wenig mehr zu sehen, bevor ich zurück nach Bali fliege.

Am dritten Tag surfe ich Lakey Peak. Die Welle ist etwa 400m vom Strand entfernt und man muss auch hier über das Riff gehen bzw. paddeln. Für 50.000 RP (return) bringen einen die Einheimischen auch mit dem Boot raus. Auf dem Riff vor der Welle stehen zwei Türme, die von Bewertungsrichtern bei Wettkämpfen und von Fotografen genutzt werden. Die Welle ist ein sogenannter A-Frame (wie ein A geformt, nach links und rechts surfbar) und hat heute mit etwas über Kopfhöhe eine gute Größe für mich. Zu meinem Glück sind nicht so viele Leute im Wasser. Und ich begreife, was diese Welle so besonders macht: aus dem Nichts erhebt sich die Welle vor dem Riff. Da sie bei der Erhebung bereits steil genug ist, gleitet man bereits in den Takeoff, kurz bevor sie ihre spitze Lippe hinterherwirft. Das macht den Take off relativ einfach, wenngleich die Welle dann schnell steil wird und man aufpassen muss, von ihr nicht abgeworfen zu werden. Ich surfe aber viele Wellen und hole mir etwas Selbstvertrauen.

Nebenan gibt es noch Lakey Pipe, die wie der Name schon sagt, hohler bricht und für Fans des Tuberides ist. Viele Bodyboarder surfen diese kurze Welle (weitere Spotbeschreibungen findet ihr unter dem Menüreiter Surf).

Alessandro und ich surfen in den Folgetagen meistens Nungas und einmal Periscopes. Am letzten Tag sind wir nochmal gemeinsam in Lakey Peak. Die Wellen haben ordentlich Power. So viel, dass ich einen schmerzlichen Verlust hinnehmen muss. Eigentlich will ich schon aus dem Wasser, doch eine große Welle zwingt mich, auf sie zu zu paddeln, damit mich ihre kraftvolle Lippe nicht erwischt. Tut sie aber trotzdem. Sie bricht mir zwar nicht das Brett, dafür haut sie mir die GoPro, meine Sportkamera herunter. Die Welle ist so stark, dass die Halterung zerbricht und das Sicherungsband reisst. Leider war mir das Schwimmerkissen bereits am Vortag im Wasser abgegangen, wodurch die Kamera nun folglich in die Tiefe sinkt. Ich leihe mir noch Schnorchelausrüstung und tauche danach, aber es ist hoffnungslos, Futsch ist die Kamera. Traurig nehme ich Abschied vom Spot und von 300 EUR sowie von zahlreichen unbezahlbaren Videoaufnahmen.

Für die Weiterreise teile ich mir wieder mit Alessandro und Eugenia ein Taxi nach Dampu, dem nächst größeren Ort. Von hier aus gehen Busse von Ost nach West. Ich habe mich entschieden, vom weiter entfernten Besar im Westen und nicht von Bima zurück zu fliegen (mit Merpati Airlines). Die beiden fliegen mit der gleichen Maschine nach Mataram auf Lombok, wo ich auf dem Weg nach Denpasar nur zwischenlanden werde.

Somit haben wir die Gelegenheit, während der 6-stündigen Busreise mehr von der Landschaft und den Orten zu sehen. Wir passieren die sehr große Bucht Teluk Saleh (Fromme Bucht) und fahren teilweise auf bergigen Serpentinenstraßen in höheren Lagen aber meistens auf Meereshöhe. Viele Salzgewinnungsanlagen gibt es hier.
Vorher habe ich von viel Armut Sumbawas gelesen (im Jahr 2011 sollen 20 Kinder an Unterernährung gestorben sein). Diese wird zumindest in den Orten entlang der Hauptstraße nicht offensichtlich. Im Gegenteil, wir werden Zeugen einer Sportveranstaltung, eines Volkslaufes, an denen Männer, Frauen und Kinder teilnehmen, alle uniform in knalligen Trainingsanzügen. Die Teilnahme von Frauen ist für mich ein weiterer Hinweis auf den moderaten Islam Indonesiens.

Wir erreichen Besar und bleiben 1 Nacht (Hotel Dilan, völlig abgerockte und mit 60.000 RP noch zu teure Unterkunft, aber für 1 Nacht geht’s) und einen halben Tag hier. Die größte Stadt Sumbawas (60.000 Einwohner) ist mir auf Anhieb sympathisch. Alles wirkt einigermaßen sauber, es ist mit vielen Bäumen sehr grün und die Menschen grüßen uns absolut unvoreingenommen und immer mit einem Lächeln („Hello Mister!“). Neben Pferdekutschen und Rikschas sehe ich den örtlichen Tennisclub (deren Spieler mich zum Match einladen, leider habe ich kein passendes Schuhwerk an) und den Palast, der noch aus holländischer Kolonialzeit stammt. Hier dürfen wir im dazugehörigen Gehege das Wappentier füttern, Pfleger geben uns ein paar Grünzweige, die wir den Hirschen und Rehen durch den Zaun reichen können.

Fazit: Sumbawa hat sich für mich gelohnt, wegen der Wellen und weil ich einen noch für Viele unbekannten Ort sehen und ich mich als Entdecker fühlen konnte.
Der Surf ist nicht für Anfänger oder mittelmäßige Surfer geeignet, dafür sind Wellen, die alle über Riff brechen, zu heftig. Gute Surfer kommen aber voll auf ihre Kosten (wichtig: Vorhersage checken).
Die Landschaft ist nicht das spektakulärste auf dieser Reise, hat aber ihren Reiz. Berührt haben mich die Authentizität und Freundlichkeit der Menschen. Die Orte und das Ortsleben, wie ich es gesehen habe, sind eine Mischung aus traditionell und modern.
Nächstes Mal würde ich mir auch noch die Westküste ansehen, doch die Wellenvorhersage sagt 11 Fuß voraus, unsurfbar, es sei denn, man ist Big Wave oder Suicide Surfer.
Wermutstropfen dieses Trips bleibt meine verlorene Kamera. Aber wie Buddha sagt: „Befreist Du Dich von Besitz, befreist Du Deine Seele“. Na dann…

20.8.-27.8.2013: Polonaruwa, Dambulla, Sigirya, Arugam Bay

Über meine Woche allein in Sri Lanka gibt es ansich nichts Spannendes mehr zu berichten. Ich schaue mir Polonaruwa an, dann die Höhlentempel von Dambulla und zum Schluss Sigiriya. All dies beschreiben auch schon Veit’s Berichte.
Ich bin erleichtert, als ich wieder in Negombo ankomme und diesmal in einem wirklich guten Hostel einchecke: „Colombo Airport Hostel @ Negombo Beach“. Für 6,- Eur übernachte ich im Schlafsaal und bekomme ein leckeres Frühstück. Der Flughafentransfer am nächsten Tag wird ebenfalls vom Hostel durchgeführt. Hier zahle ich weniger als mit Tuktuk oder Taxi und werde jetzt noch srilankische Rupies mit nach Hause nehmen.

Entspannt wie ich bin, habe ich mir viel zu spät Gedanken über ein Visum für Thailand gemacht. Immerhin soll mein Aufenthalt dort ja sechs Wochen dauern. Leider bin ich viel zu spät dran, um in der thailändischen Botschaft in Sri Lanka noch ein Touristenvisum zu beantragen (das bräuchte ich für einen ununterbrochenen Aufenthalt). Ohne dieses Visum habe ich nur ein Aufenthaltsrecht von 30 Tagen. Mir bleibt nur, zwischenzeitlich das Land zu verlassen. Mit dem Flugzeug, denn nur wenn ich mit einem solchen wieder ins Land komme, erhalte ich erneut 30 Tage Bleiberecht. Würde ich über einen Landweg wieder einreisen, bekäme ich 7-15 Tage Aufenthaltsrecht. Da ich nicht vorhabe auszureisen, wenn Veit bereits in Thailand ist, genügen mir 15 Tage auf keinen Fall. Also Flug buchen, irgendwohin, preisgünstigst. Die Wahl fällt auf Kambodscha, denn Myanmar hat erschwerte Visabedingungen und in Malaysia war ich ja nun schon. Nach Laos gibt’s keine „Low Cost Carrier“.
Eine Woche, mal eben Angkor Wat anschauen und zurück. Das ist also meine Reisezukunft.

Um Sri Lanka hinter mir zu lassen, kann ich noch folgende Anekdoten und Beobachtungen schildern.

Leidvoll muss ich zum tausendsten Mal in meinem Leben die Kraft der Sonne kennenlernen (noch während unser Zeit in Whiskey Point: die neue LSF 60 – Sonnenschutzcreme erweist sich als nicht wasserfest und führt zu krebsroter Haut nach einer Surfsession im Bikini. Ich fühlte mich super auf dem Brett im Wasser, sah bestimmt wahnsinnig sexy aus, aber der hohe Preis an Land nach Entwicklung des Sonnenbrandes ist weniger lustig und schon gar nicht cool…

Hakkeem, unser Tuktukfahrer in Arugam Bay lädt uns eines Abends zu sich nach Hause zum Essen ein. Er lebt mit seiner Frau und den vier Kindern zur Miete im Haus eines Bekannten. Sein eigenes Haus hat er im Tsunami verloren. Die Lebensverhältnisse sind erschreckend ärmlich. Karge, graue oder gar unverputzte Wände, das einzige Mobiliar sind ein Plastiktisch und etliche Plastikstühle. Wieder einmal sind wir peinlich berührt, weil es uns so viel besser geht.
Das Essen ist der Kracher: ein großer Teller Reis, gebratener Fisch, geschmorte Tomaten, gedünstete Zwiebeln, Bohnen, Kartoffelscheiben – alles ohne Chili! Denn Hakkeem kennt die Westler mittlerweile. „Ihr mögt doch kein Chili.“ Etwas befremdlich ist, dass Veit und ich allein essen. Der Tisch ist nur für 2 Personen gedeckt. Die Familie isst nicht mit. Wir wissen nicht, ob sie früher gegessen haben oder später essen werden oder einfach mal gar nicht essen, weil das Geld für unser Essen drauf gegangen ist. Hakkeem leistet uns Gesellschaft. Er ist der einzige der Familie, der englisch spricht… Als er uns nach Hause fährt, versteht sich von selbst, dass wir ihm Geld geben für das Essen und die Fahrt.
Während ich allein unterwegs bin, ruft Hakkeem übrigens fast täglich an und fragt, ob’s mir gut geht und ob alles in Ordnung ist. Man weiß ja nie, schließlich reise ich als Frau allein in einem absolut männlich bestimmten Land. Alles ist gut, bis auf das pausenlose Anstarren kommt mir niemand zu nahe.

Auffällig in diesem Testosteronhaufen ist allerdings, dass sich Männer gern auch mal an den Händen halten, wie bei uns die Mädchen. Körperkontakt zwischen Männer gehört hier dazu, ganz im Gegensatz zu Körperkontakt zwischen Frauen und Männern. Der findet in der Öffentlichkeit nicht statt.

Erwähnt hatten wir bisher noch nicht die vielen Soldaten, die in und um Arugam Bay herum zu sehen sind. Die Marine hat hier an der Küste viele Stützpunkte, was nicht nur der Wasserlage, sondern auch dem Bürgerkrieg zu verdanken ist. Die jungen Soldaten fahren – schwerbewaffnet – hauptsächlich Fahrrad. Es ist ein ungewöhnliches Bild, von dem uns leider kein Fotoschuss gelingt.

Dem Sri Lanka Reisenden sei noch gesagt, dass nicht überall, wo „Hotel“ dran steht, auch ein solches drin ist: besonders in weniger touristischen Orten ist „Hotel“ der Begriff für „Restaurant“. Das sind dann in der Regel sehr srilankische Einrichtungen mit lokaler Küche zu lokalen Preisen in lokalem „Schick“.

Abschließend sei noch erwähnt, dass sich für unsere Ohren nach all den Wochen in Sri Lanka die Sprache immer noch anhört wie ein gut laufender Zweitaktmotor. Wir verstehen kein Wort und müssen zu unserer Schande gestehen, dass wir außer“es-thu-ti“ (Danke) und „ich wünsche dir ein langes Leben“ (Abschiedsgruß) nichts sagen können. In diesem Sinne: Ayubowan, Sri Lanka.

22.08.2013

Strandleben

7.8.-20.8.2013: Arugam Bay und Komari

Ahh, zurück zum Lighthouse. Nach einer Woche Arugam Bay wird’s aber auch Zeit. Knapp zwei Wochen bleiben uns noch gemeinsam, dann fliegt Veit zurück nach Indonesien, weil ihm die Surfmöglichkeit in Sumbawa nicht aus dem Kopf geht. Anne wird noch eine Woche länger in Sri Lanka bleiben und sich ein paar Orte anschauen, die Veit auf seiner Reise mit Sven bereits besichtigt hatte. Die Flüge haben wir sozusagen als letzte Amtshandlung in der Zivilisation noch kurz vor knapp in Arugam Bay gebucht.
Nun also wieder Paradies. Leider haben wir unsere Rechnung ohne den wörtlichen Wirt gemacht. Der hatte nämlich trotz mehrfacher Ansagen, Anrufe und SMS verpeilt, dass wir zwei Wochen gebucht haben. Stattdessen hat er uns nun nur für eine Woche eingeplant und für die Zeit danach angeblich andere Reservierungen angenommen. Wir können explizit nicht in der Honeymoonsuite wohnen, die uns bei unserem ersten Aufenthalt so begeistert hat, denn auch hierfür gibt es Reservierungen. Die Gäste hinter der Reservierung tauchen dann allerdings nie auf, sodass die Hütte leersteht… Trotz aller Meditation und Dankbarkeit, dass wir überhaupt an diesem Ort sein dürfen, bleibt zunächst ein Funken Enttäuschung bei uns zurück. Nachdem wir uns für die zweite Woche eine Alternative gesucht haben, genießen wir unsere Zeit am Lighthouse aber doch wieder sehr doll. Besonders das frühmorgendliche Surfen. Um 5:30 Uhr sehen wir jeden Morgen im Wasser die Sonne über dem noch windstillen Meer aufgehen, deren Wellen in allen schillernden Regenbogenfarben sanft über uns hinweg rollen. Dafür stehen wir gerne früh auf.

Neben uns und unseren mittlerweile ans Herz gewachsenen tschechischen Freunden Mischa und Milan wohnen je zwei Australier und Israelis in Ranga’s Place. Wir sind eine sympathische kleine Surfergemeinde und genießen das freie Strandleben in vollen Zügen. Kanthan (das ist der Wirt) bekocht uns allabendlich königlich, sein Talent liegt eindeutig in der Küche…nicht in der Administration.

Mit Mischa und Milan teilen wir uns die Kosten für ein Moped und machen einmal damit einen Tagesausflug zu viert. Das sieht so aus, dass Veit als Chauffeur fungiert und mit Mischa, Anne und einem Surfbrett beladen zum nächsten Surfspot fährt, die Mädels samt Brett ablädt und anschließend Milan mit zwei weiteren Surfbrettern abholt. Wir werden zur Attraktion der Straße, denn eingentlich sieht man immer nur zwei Erwachsene (mit bis zu zwei Kindern) auf einem Roller. Selbst die Erdnüsse verkaufenden etwa 10-jährigen Jungs am Straßenrand sind noch begeisterter, als wenn wir sonst hier vorbeifahren. Ihre Erdnüsse sind übrigens immer in aus Schulbüchern gerissenen Seiten eingewickelt. Damit folgen sie zuindest dem srilankischen Trend, Altpapier als Verpackungsmaterial für Essen zu verwerten. Aber im Sinne des Erfinders kostenfreier Schulbücher ist das sicher nicht.

Nach unfassbar schnell verfliegenden sechs Tagen müssen wir leider wieder unsere Sachen packen. Wir ziehen um in eine Unterkunft am Whiskypoint (Ocean View, verhandelte 2.500 RP/Nacht für einen guten Holzbungalow mit neuem Bad und endlich mal mehr als nur einer einzigen Steckdose). Hier hatten wir ebenfalls eine Reservierung getätigt und diese wohlweislich mit einer Anzahlung untermauert. Trotzdem sind wir etwas in abwartender Haltung, da wir zwischendurch von einem spanischen Paar erfahren, dass diese vom Besitzer vor die Tür gesetzt wurden, als er andere Touristen fand, die bereit waren, das Dreifache pro Nacht zu bezahlen. Geschäftsgepflogenheiten, die im noch im Kinderschuhniveau steckenden Sri Lanka-Tourismus an der Tagesordnung sind. Doch für uns steigen dieses Mal weder plötzlich die Preise noch werden wir rausgeworfen. Stattdessen „dürfen“ wir in der zweiten Nacht die Eröffnungsparty der zum Grundstück gehörenden Bar miterleben: „When the sun goes down all together lets rise up to the sky“. Das Motto ist ebenso austauschbar wie der obligatorische Bob Marley-Banner und vor allem die Musik: wenn nicht grad Reggae läuft, wird überall grundsätzlich Technohouse und Elektro gespielt. Abgesehen davon, dass wir keine großen Fans dieser Musikrichtung sind (und das als Berliner…), verwundert es zudem nur wenig, wenn bei einseitigem Angebot der unterschiedlichen Bars rund um Arugam Bay jeweils immer weniger Leute kommen. Bis zum richtigen Partybeginn halten wir beide ohnehin nicht durch, um 23:00 Uhr sind wir noch die einzigen zahlenden Gäste und gehen nach einem Cocktail mit Ohropax bewaffnet ins Bett. Als wir zwischenzeitlich um 2 Uhr aus dem Fenster gucken, sind tatsächlich 20 Leute da, die zu dumpfen, tierisch lauten Basstönen wippen….

Die nächsten Tage verbringen wir dann am Strand vom Whisky Point. Weniger zum Surfen (es ist viel zu voll im Wasser, vor allem mit Leuten, die keinen Schimmer von Vorfahrtsregeln haben oder diese geflissentlich ignorieren, was mitunter zu haarsträubenden Karambolagen führt – da helfen auch Veit’s Eingriffe als Lehrmeister nur bedingt), sondern zum Blog schreiben, Fotos hochladen und skypen. Die Strandbar Sababa bietet gutes Wifi, kalte und warme Getränke, Sonnenliegen und passable Küche.

Hier kommt es ein paar Tage zuvor zu einer überraschenden Begegnung: Veit entdeckt am Strand eine alte Studienkollegin vom Sportstudium: Antje ist ebenfalls auf Surfurlaub und sie und Veit treffen sich nach 8 Jahren wieder. Mit ihr und ihrer Freundin Kathi unternehmen wir die folgenden Tage weitere Surftrips und feiern an einem Abend im Siam View (endlich mal Liverockmusik – geht doch!) ordentlich ab. Sehr zur allgemeinen Freude fotografiert Kathi leidenschaftlich gern und so macht sie tolle Fotos von unseren Surf Sessions.

Dann ist es für Veit Zeit, Sri Lanka Lebewohl zu sagen, die Flieger nach Singapur und Bali warten und irgendwie wird die Reise dann vermutlich nach Sumbawa weitergehen. Nach 10 Wochen in diesem Land geht’s nun auf ins nächste Abenteuer.
Anne bereitet sich seelisch und moralisch darauf vor, den immerwährenden, neugierigen Blicken vor allem der srilankischen Männer künftig allein stand zu halten und stürzt sich ins Reisevergnügen (aka voller, alter Linienbus) Richtung Norden.

27.7.-7.8.2013: Komari und Arguam Bay

Es geht weiter für Anne und Veit in Sri Lanka. Nach ein paar Tagen im hochsaisongeschäftigen Arugam-Bay steht uns der Sinn nach etwas Ruhe und Einsamkeit. Wir reservieren 3 Nächte in einer Strand-Unterkunft am Surfspot Lighthouse, nahe dem Ort Komari, 40 min nördlich von A-Bay. Veit hatte den Spot während eines Tagestrips mit Sven erkundet und erfahren, dass man hier auch übernachten kann: es gibt die Hilltop Cabañas und einen Steinwurf davon entfernt Ranga’s Place. Beide Unterkünfte bieten Betten in selbstgezimmerten Palmhütten an (1.200 bis 4.000 RP in der HS). Angesehen hatten Veit und Sven vorher nur die Hilltop Cabanas, die von Dilani geführt werden, einer leidenschaftlichen Gastgeberin und Köchin. Da ihre Hütten aber bereits ausgebucht sind, reservieren wir quasi blind über das Beachhut in Arugam Bay eine Hütte im Ranga’s Place.
Und werden überwältigend positiv überrascht: Es ist eine auf Stelzen gebaute Hütte, von der man einen 270-Grad-Blick auf das Meer und auf den Surfstrand hat. Morgens kann man aus dem Bett den Sonnenaufgang beobachten und durch die Rundumfenster dort oben ist es angenehm luftig. Das eigene Badezimmer im Erdgeschoss ist unüberdacht, so dass man bei abendlicher Dusche in den Sternenhimmel schauen kann. Wir haben Tränen vor Glück in den Augen, so sehr freuen wir uns, dieses kleine Paradies gefunden zu haben!
Sofort denken wir daran, weitere Nächte dranzuhängen, doch leider macht sich auch hier die Hauptsaison bemerkbar, in den darauf folgenden 8 Tagen ist bereits alles ausgebucht. Aber für die Zeit danach reservieren wir abermals für 12 Tage.
Wir verbringen also zunächst 3 Tage und Nächte bei Ranga’s, das auch Frühstück, Mittag- und Abendessen anbietet. Das Abendessen wird mit allen Gästen gemeinsam eingenommen, so dass wir auch an paar nette Leute kennenlernen. Ansonsten genießen wir den Surf (2 kleine anfängertaugliche rechte Pointbreaks), ein bisschen Yoga und Meditation und Hängematte mit zwischenzeitlichen Fruchtsaftpausen.

Nach 3 Tagen Paradies quartieren wir uns wieder in Arugam Bay ein. Im Sunrise Beach Hotel (Zimmer mit Gemeinschaftsbad für günstige 1.000 RP) hatten wir bereits vor unserem Trip zum Lighthouse reserviert. Hier fühlen wir uns von Beginn an pudelwohl…das heißt eigentlich „katzenwohl“, denn neben sehr sympathischen weiteren Gästen (Lucy & Mac aus Kanada auf ihrem Round the World Surftrip und Guy, einen brasilianischen Informatiker, der bereits seit 3 Jahren auf Weltreise ist und sich das Reisen mit zwischenzeitlichen Programmier-Aufträgen finanziert…) wohnt eine Katzenfamilie im Hotel. Es ist eine Mutter mit 4 etwa 3 Wochen alten Katzenkindern (wir taufen die Kleinen Jerry, Max, Munchkin und Sophie). Rührend ist, dass sich auch der Katzenvater (Ginger) kümmert. Anne und Lucy sind sofort entzückt und übernehmen die Katzenmütterrolle, auch weil die Katzen nicht gerade genährt aussehen, die Mutter ist kaum größer als die Kleinen und klapprig dünn, so dass wir besorgt sind, ob überhaupt etwas aus ihren überstrapazierten Zitzen rauskommt. Also ist Katzenaufpäppeln angesagt. Verdünnte Milch, Haferflocken, Fisch – nach und nach kommen die Katzen dank der Obhut von Anne und Lucy zu Kräften.
Nur ein Kätzchen macht uns allen Sorgen. Sophie ist schwächer als ihre Geschwister. Sie zieht ihr linkes Hinterbein nach und humpelt entsprechend. Zudem hat sie eine starke Augenentzündung. Trotz täglicher Extra-Fürsorge wird sie nach und nach sogar schwächer. Wir stellen zudem später fest, dass sie im Bein nichts spürt und gehen von einer Lähmung aus. Irgendwann trinkt und isst sie nicht mehr und sie wird von ihrer Mutter ignoriert. Schweren Herzens müssen wir akzeptieren, dass wir der Natur ihren Lauf lassen müssen. Als ihre Atemzüge abends schwächer werden, wissen wir, dass sie den nächsten Morgen nicht mehr erleben wird. Wir verstecken sie noch unter einem Korb, um zu verhindern, dass sich die bereits lauernden Krähen über sie hermachen.
Am nächsten Morgen ist sie im Katzenhimmel angekommen. Mit einer kurzen Zeremonie nehmen wir von Sophie Abschied und begraben sie am Strand.

Am nächsten Tag leihen wir uns ein Tuktuk und besuchen unsere tschechischen Freunde, die mittlerweile ebenfalls am Lighthouse in Ranga’s Place wohnen. Entgegen der Aussage des Vermieters ist der Tank des Tuk Tuks nicht halbvoll, sondern fast leer, was wir aufgrund einer fehlenden Tankanzeige erst mitten in der Pampa auf unbefestigtem Weg feststellen. Glück im Unglück: wir bleiben vor dem Grundstück einer sehr hilfsbereiten Familie stehen, deren Sohn uns mit dem Fahrrad etwas Benzin vom nächsten Laden holt. Wir sind mehr als dankbar für diese spontane Hilfe, bei der die Familie uns extra Plastikstühle in den Schatten eines großen Baumes stellt, damit wir uns in der Mittagshitze nicht verbrennen. Alles fast ohne Worte, denn die Familie spricht keine Fremdsprachen.
Leider war die Lüge mit dem halbvollen Tank nicht die einzige Verarschung des Tuktuk-Vermieters: den abgemachten Mietpreis von 2.500,- Rupien hält er nicht ein und lässt uns stattdessen ohne die Herausgabe von 500,- Rupien Wechselgeld stehen und verpisst sich. Diese und andere Arten unlauterer Geschäftsmacherei begegnen uns in Sri Lanka leider immer wieder.

Nach 8 Tagen Arugam Bay (davon mehrere schlaflose Nächte aufgrund der furchtbar lauten Elektromusik der Nachbar-Bar) sind wir mehr als bereit für die nächste Runde Paradies und berichten demnächst von dort.

 

 

 

15.08.2013

Komfortzone

21.7.-27.7.2013: Arugam Bay

Arugam Bay empfängt uns zunächst unschön. Veit hatte telefonisch einige Tage vor Ankunft ein Zimmer reserviert im Rupa’s, wo er schon mit Sven gewohnt hatte und wo sein Surfboard immer noch untergestellt ist. Als wir da nach 6 Stunden Busfahrt ankommen, weiß man nichts von einer Reservierung. Aber gern könnten wir das letzte verfügbare Zimmer mit Klimaanlage für 25,- EUR/ Nacht mieten. Das ist weit über Budget und uns reicht ein einfacher Holzbungalow mit Gemeinschaftsbad völlig aus, der hier vor 3 Wochen noch für 9,- EUR zu mieten war, mittlerweile aber auch 14,- EUR kostet. Das wäre ja ok, aber alle Bungalows sind ausgebucht. Hauptsaison in Arugam. Das Örtchen bricht aus allen Nähten und die Suche nach einiger günstigen, freien Unterkunft ist nicht so cool mit all unserem Gepäck und der Hitze. Letztenendes landen wir im Meena’s, wo wir ein richtiges Zimmer mit eigenem Bad und Moskitonetz haben. Das ist zwar auch kein Schnäppchen, aber erstmal wollen wir unsere Sachen loswerden und ohne Gepäck weiter suchen.
Beim Dorfrundgang treffen wir auf Hakkeem, den Tuktuk-Fahrer, der Veit und Sven immer zu den Surfspots gebracht hatte. Er besorgt uns eine Unterkunft für 9,- EUR im Bloomfield’s. Die liegt zwar ganz am anderen Ende des Dorfes aber hier haben wir sogar eine Gemeinschaftsküche, in der wir unser Frühstück selber machen können. Kochen geht mangels fehlender Kochstellen nicht, aber immerhin gibt’s nen Turboheizstab, mit dem wir in wenigen Sekunden heißes Wasser für Tee haben. Hier können wir zwei Tage später einziehen.

Unsere Mittagsmahlzeit besteht oft aus Rottis, so’ne Art Fladen, gefüllt, gerollt oder belegt. Wir haben Thathatha’s Shop entdeckt, einen kleine Palmwedelhütte in Strandnähe, wo es die leckersten Rottis überhaupt gibt: wahlweise mit Kürbis, Guacamole, Schoko-Kokosnuss, Datteln… Köstlich.
Wenn man in Arugam Bay essen geht, muss man schon mal damit rechnen, dass man ne Stunde auf sein Essen wartet, selbst wenn es nur ein Falafel ist. Immerhin ist alles immer frisch zubereitet und schmeckt ziemlich lecker. Neben einheimischen Essen gibt es immer auch viele westliche Gerichte, sodass die Auswahl hier nie langweilig wird.

Unsere Zeit in diesem lebhaften Dorf verbringen wir hauptsächlich mit Surfen und Yoga. Wir lassen uns von Hakkeem zu den Surfspots Whiskey Point, Peanut Farm und Okanda bringen. Okanda ist der letzte Ort, bevor der Nationalpark Yala anfängt, dessen westliche Seite wir ja von Tissa aus per Safari durchforstet haben. Die Fahrt um 5 Uhr morgens nach Okanda ist landschaftlich ebenso afrikanisch wie uns Yala West erschienen ist. Allerdings sehen wir hier außerhalb des Parks noch keine Wildtiere, wenngleich die Wahrscheinlichkeit besteht.
Okanda selbst überrascht als ein „Ort am Ende der Welt“. Hier ist die Zeit stehen geblieben, der Tsunami könnte auch erst vor ein paar Wochen hier durchgezogen sein. Sehr ursprünglich ist es hier, das Frischwasser für die Einwohner kommt aus dem Dorfbrunnen, alle Straßen und Wege sind unbefestigt und knochentrocken. Das Wissen um Müllverrottungsprozesse und den Unterschied zwischen organischem und anorganischem Abfall ist hier noch nicht angekommen: überall liegt Plastikmüll rum. So schlimm, wie wir es in Sri Lanka noch nirgends gesehen haben. Die Menschen leben quasi im selbstverursachten Dreck und scheinen sich daran nicht zu stören. Die Männer des Ortes hängen bereits vor 6 Uhr morgens auf den Straßen rum, die wenigen sichtbaren Frauen arbeiten hingegen (z.b. Wasser holen). Nach der Urlaubsidylle Arugam Bay (in der man übrigens überhaupt keine einheimischen Frauen sieht), ist Okanda fast ein Kulturschock und definitiv eine Reise in eine Zeit vor dem Tourismus.
Der Surfspot hier liegt an einem wunderbar einsamen Strand. Spektakulär knallen die Wellen gegen einen großen runden Felsen, an dessen glattgeschabter Oberfläche das Wasser dann in Schäumen herunterläuft. Herrliche Natur ist das hier. Das Wasser allerdings ist an diesem Morgen erstaunlich kalt. Da auch die Sonne nicht so richtig durch die Wolkendecke brechen will, müssen wir das Surfen nach einer Weile völlig durchgefroren abbrechen. Es hatte heute nicht so viele Wellen, dass sie uns auf Trapp gehalten hätten. Wir wärmen uns mit dem hier typischen süßen Tee auf, bevor wir zurückfahren.

Auf den Weg zurück fahren wir noch an einem Tempel vorbei, der von buddhistischen Mönchen und Hindus genutzt wird. Ein sprichwörtliches High-light ist der daneben befindliche Felshügel mit Überresten einer Dagoda. Von dort oben hat man einen wunderbaren Rundumblick auf die Umgebung samt Meer, Steppe und Wald. Es ist ein magischer Ort.

Wieder in Arugam angelangt, treffen wir auf Mischa und Milan, das tschechische Pärchen, das wir bereits in Haputale kennengelernt haben. Die beiden wohnen in einer Unterkunft, die mal ein Restaurant war und können die Küche gegen einen Obulus nutzen. So essen wir einen Abend gemeinsam Selbstgekochtes: Thunfisch frisch vom Fischerboot (den findet auch die Hauskatze super und klaut uns einen viertel Fisch, während wir Feuerholz sammeln), Garnelen, Veit’s neu erlernten Auberginensalat, Avocado und Wassermelone. Dazu trinken wir ein Bier, dass Anne heimlich in einem Restaurant kauft. Wir sind im muslimischen Teil des Landes und Alkohol kaufen ist außerhalb der Bars gar nicht so einfach. Es gibt in ganz Sri Lanka spezielle Alkoholläden, in Arugam haben wir bisher noch keinen gefunden. Selbst die muslimischen Restaurants im Ort führen manchmal keinen. In einem von Südsinghalesen betriebenen Restaurant hat Anne dann Erfolg. Quasi unterm Ladentisch bekommt sie drei Dosen Bier, mehr ist nicht drin.
Mit Mischa und Milan, sowie den Gästen einer tschechischen (!) Surfschule gehen wir auch auf die mittwöchliche Reggae-Party, auf der eine ziemlich gute einheimische Band spielt, die – wie soll es anders sein – Bob Marley covert. Für das gemeinsame Abendessen werden Mischa und Milan später vom Inhaber ihrer Unterkunft angeraunzt, weil sie mit solchen Aktivitäten den Restaurants in Arugam ja die Gäste und somit den Umsatz klauen… (das meinen die hier tatsächlich Ernst.)

Um dem Trubel eines Surfwettbewerbes in Arugam aus dem Weg zu gehen, beschließen wir, übers Wochenende zum etwa eine Stunde entfernten Surfspot „Lighthouse“ nahe des Ortes Komari zu fahren und in den dortigen Bungalows drei Nächte zu übernachten. Wir reservieren im Ranga’s, ohne dass wir wissen, auf was wir uns da einlassen, denn in den Veit bekannten Hill Top Cabañas ist bereits alles ausgebucht.
Darüber berichten wir im nächsten Eintrag.

 

 

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