15.08.2013

Komfortzone

21.7.-27.7.2013: Arugam Bay

Arugam Bay empfängt uns zunächst unschön. Veit hatte telefonisch einige Tage vor Ankunft ein Zimmer reserviert im Rupa’s, wo er schon mit Sven gewohnt hatte und wo sein Surfboard immer noch untergestellt ist. Als wir da nach 6 Stunden Busfahrt ankommen, weiß man nichts von einer Reservierung. Aber gern könnten wir das letzte verfügbare Zimmer mit Klimaanlage für 25,- EUR/ Nacht mieten. Das ist weit über Budget und uns reicht ein einfacher Holzbungalow mit Gemeinschaftsbad völlig aus, der hier vor 3 Wochen noch für 9,- EUR zu mieten war, mittlerweile aber auch 14,- EUR kostet. Das wäre ja ok, aber alle Bungalows sind ausgebucht. Hauptsaison in Arugam. Das Örtchen bricht aus allen Nähten und die Suche nach einiger günstigen, freien Unterkunft ist nicht so cool mit all unserem Gepäck und der Hitze. Letztenendes landen wir im Meena’s, wo wir ein richtiges Zimmer mit eigenem Bad und Moskitonetz haben. Das ist zwar auch kein Schnäppchen, aber erstmal wollen wir unsere Sachen loswerden und ohne Gepäck weiter suchen.
Beim Dorfrundgang treffen wir auf Hakkeem, den Tuktuk-Fahrer, der Veit und Sven immer zu den Surfspots gebracht hatte. Er besorgt uns eine Unterkunft für 9,- EUR im Bloomfield’s. Die liegt zwar ganz am anderen Ende des Dorfes aber hier haben wir sogar eine Gemeinschaftsküche, in der wir unser Frühstück selber machen können. Kochen geht mangels fehlender Kochstellen nicht, aber immerhin gibt’s nen Turboheizstab, mit dem wir in wenigen Sekunden heißes Wasser für Tee haben. Hier können wir zwei Tage später einziehen.

Unsere Mittagsmahlzeit besteht oft aus Rottis, so’ne Art Fladen, gefüllt, gerollt oder belegt. Wir haben Thathatha’s Shop entdeckt, einen kleine Palmwedelhütte in Strandnähe, wo es die leckersten Rottis überhaupt gibt: wahlweise mit Kürbis, Guacamole, Schoko-Kokosnuss, Datteln… Köstlich.
Wenn man in Arugam Bay essen geht, muss man schon mal damit rechnen, dass man ne Stunde auf sein Essen wartet, selbst wenn es nur ein Falafel ist. Immerhin ist alles immer frisch zubereitet und schmeckt ziemlich lecker. Neben einheimischen Essen gibt es immer auch viele westliche Gerichte, sodass die Auswahl hier nie langweilig wird.

Unsere Zeit in diesem lebhaften Dorf verbringen wir hauptsächlich mit Surfen und Yoga. Wir lassen uns von Hakkeem zu den Surfspots Whiskey Point, Peanut Farm und Okanda bringen. Okanda ist der letzte Ort, bevor der Nationalpark Yala anfängt, dessen westliche Seite wir ja von Tissa aus per Safari durchforstet haben. Die Fahrt um 5 Uhr morgens nach Okanda ist landschaftlich ebenso afrikanisch wie uns Yala West erschienen ist. Allerdings sehen wir hier außerhalb des Parks noch keine Wildtiere, wenngleich die Wahrscheinlichkeit besteht.
Okanda selbst überrascht als ein „Ort am Ende der Welt“. Hier ist die Zeit stehen geblieben, der Tsunami könnte auch erst vor ein paar Wochen hier durchgezogen sein. Sehr ursprünglich ist es hier, das Frischwasser für die Einwohner kommt aus dem Dorfbrunnen, alle Straßen und Wege sind unbefestigt und knochentrocken. Das Wissen um Müllverrottungsprozesse und den Unterschied zwischen organischem und anorganischem Abfall ist hier noch nicht angekommen: überall liegt Plastikmüll rum. So schlimm, wie wir es in Sri Lanka noch nirgends gesehen haben. Die Menschen leben quasi im selbstverursachten Dreck und scheinen sich daran nicht zu stören. Die Männer des Ortes hängen bereits vor 6 Uhr morgens auf den Straßen rum, die wenigen sichtbaren Frauen arbeiten hingegen (z.b. Wasser holen). Nach der Urlaubsidylle Arugam Bay (in der man übrigens überhaupt keine einheimischen Frauen sieht), ist Okanda fast ein Kulturschock und definitiv eine Reise in eine Zeit vor dem Tourismus.
Der Surfspot hier liegt an einem wunderbar einsamen Strand. Spektakulär knallen die Wellen gegen einen großen runden Felsen, an dessen glattgeschabter Oberfläche das Wasser dann in Schäumen herunterläuft. Herrliche Natur ist das hier. Das Wasser allerdings ist an diesem Morgen erstaunlich kalt. Da auch die Sonne nicht so richtig durch die Wolkendecke brechen will, müssen wir das Surfen nach einer Weile völlig durchgefroren abbrechen. Es hatte heute nicht so viele Wellen, dass sie uns auf Trapp gehalten hätten. Wir wärmen uns mit dem hier typischen süßen Tee auf, bevor wir zurückfahren.

Auf den Weg zurück fahren wir noch an einem Tempel vorbei, der von buddhistischen Mönchen und Hindus genutzt wird. Ein sprichwörtliches High-light ist der daneben befindliche Felshügel mit Überresten einer Dagoda. Von dort oben hat man einen wunderbaren Rundumblick auf die Umgebung samt Meer, Steppe und Wald. Es ist ein magischer Ort.

Wieder in Arugam angelangt, treffen wir auf Mischa und Milan, das tschechische Pärchen, das wir bereits in Haputale kennengelernt haben. Die beiden wohnen in einer Unterkunft, die mal ein Restaurant war und können die Küche gegen einen Obulus nutzen. So essen wir einen Abend gemeinsam Selbstgekochtes: Thunfisch frisch vom Fischerboot (den findet auch die Hauskatze super und klaut uns einen viertel Fisch, während wir Feuerholz sammeln), Garnelen, Veit’s neu erlernten Auberginensalat, Avocado und Wassermelone. Dazu trinken wir ein Bier, dass Anne heimlich in einem Restaurant kauft. Wir sind im muslimischen Teil des Landes und Alkohol kaufen ist außerhalb der Bars gar nicht so einfach. Es gibt in ganz Sri Lanka spezielle Alkoholläden, in Arugam haben wir bisher noch keinen gefunden. Selbst die muslimischen Restaurants im Ort führen manchmal keinen. In einem von Südsinghalesen betriebenen Restaurant hat Anne dann Erfolg. Quasi unterm Ladentisch bekommt sie drei Dosen Bier, mehr ist nicht drin.
Mit Mischa und Milan, sowie den Gästen einer tschechischen (!) Surfschule gehen wir auch auf die mittwöchliche Reggae-Party, auf der eine ziemlich gute einheimische Band spielt, die – wie soll es anders sein – Bob Marley covert. Für das gemeinsame Abendessen werden Mischa und Milan später vom Inhaber ihrer Unterkunft angeraunzt, weil sie mit solchen Aktivitäten den Restaurants in Arugam ja die Gäste und somit den Umsatz klauen… (das meinen die hier tatsächlich Ernst.)

Um dem Trubel eines Surfwettbewerbes in Arugam aus dem Weg zu gehen, beschließen wir, übers Wochenende zum etwa eine Stunde entfernten Surfspot „Lighthouse“ nahe des Ortes Komari zu fahren und in den dortigen Bungalows drei Nächte zu übernachten. Wir reservieren im Ranga’s, ohne dass wir wissen, auf was wir uns da einlassen, denn in den Veit bekannten Hill Top Cabañas ist bereits alles ausgebucht.
Darüber berichten wir im nächsten Eintrag.

 

 

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