28.06.2013

Veit & Sven in Sri Lanka: Arugam Bay

18.6.-26.6.2013

Nach unserer Tour durch das Landesinnere bzw. an die Nordostküste peilen Sven und ich die Surfhochburg Arugam-Bay an. Mein Surfbrett holen wir vorher in Negombo ab, dann geht’s noch kurz nach Colombo zum Immigrations-Büro, wo ich mein Visum vorsorglich verlängere (Standard sind 30 Tage, ich werde aber mit Anne länger bleiben, daher verlängere ich standardmäßig um weitere 60 Tage für umgerechnet 20 EUR).
Wir gönnen uns für die Fahrt nach Osten den Luxus eines Taxis (14.000 RP, 82 EUR), in der Annahme, dass dies schneller geht. Zudem ist das Reisen im Bus und Zug mit dem Surfbrett umständlich.
Der Taxifahrer (der zugegeben eher uns als wir ihn am Bahnhof Colombo Fort aufgabelt), verspricht uns vollmundig, dass er uns in 4 Stunden nach A-Bay bringen kann. Ich gehe von 6 Stunden aus. Wie erwartet, entpuppt sich die Ankündigung des Taxifahrers mal wieder als großspurige Posaunerei, nach 4,5 Stunden sind wir gerade mal auf der Hälfte der Strecke. Stau und schlechtes Wetter machen die Hoffnung auf eine Ankunft vor Sonnenuntergang und damit auf einen Sunsetsurf am gleichen Tag zunichte. Nach sage und schreibe 9,5 Stunden (inkl. zahlreicher haarsträubender Überholmanöver, dichtem Auffahren, Vollgasaktionen bei 5.000 Umdrehungen mit Handy am Ohr und mindestens 30 Vaterunser) kommen wir genervt und gerädert in A-Bay an.

Früher war die Fahrt hierhin allerdings nicht weniger lang und anstrengend: Der östliche und nördliche Teil Sri Lankas war zu Kriegstagen Gebiet der separatistischen Tamilen. Um hierhin zu gelangen, musste man bis vor ein paar Jahren noch bis zu 24 Stunden auf Schlaglöcher-Straßen zurücklegen. Links und rechts der Wege war die Landschaft vermint und alle paar Kilometer passierte man Wachposten, an denen Teenager-Soldaten ihre M6 Maschinengewehre umgeschwungen hatten (noch heute werden einige Abschnitte im Norden als Militärgebiet genutzt, die von Touristen nicht betreten werden dürfen). Die Surfer hielten diese Hindernisse aber nie davon ab, hierhin zu kommen. Umso gespannter sind wir, was uns hier erwartet.

Nach Gezanke mit dem Taxifahrer um das Trinkgeld checken wir zunächst für 2 Nächte im Surfers Park ein (2.500 RP, nett aber zu wenig Liege- und Chillmöglichkeiten außerhalb der Zimmer, die irre warm sind), bevor wir in das näher am Haupt-Surfbreak gelegene Rupa’s umziehen (Zimmer und Cabañas unterschiedlicher Preisklassen, viele Hängematten und gutes Wifi, das Restaurant ist allerdings vergleichsweise teuer und der Service ist etwas schlampig). Wir entscheiden uns für eine Cabaña mit kühlendem Palmdach (wirkt!) für 1.500 RP pro Nacht.

Der Surf ist trotz Saison (Mai bis Oktober) zwar relativ klein (0,5-1m), aber die letzten Wochen lief hier gar nichts (es war „flat“, das hatten wir vorher im Internet schon gesehen, daher entschieden wir uns zunächst für eine Tour ins Landesinnere). Für Sven als Anfänger sind es aber ideale Bedingungen.

Wir surfen am ersten Tag am Whisky Point, 10 km nördlich von Arugam-Bay. Wie die meisten Surfer fahren wir mit dem Tuk Tuk-Taxi hierhin. Die Fahrer machen hier mit den Fahrten zwischen den einzelnen Surfbreaks ein gutes Geschäft. Für die Hin- und Rückfahrt inkl. Wartezeit nach Whiskys werden 1.000 RP (6 EUR) berechnet (verhandeln muss man aber vorher immer).
Es ist auch möglich, ein Tuk Tuk zu mieten (ab 1.500 RP in der NS, 2.500 in der HS) und es selbst zu fahren, das lohnt sich vor allem, wenn man mehr als 2x pro Tag zu Surf-Spots fahren oder längere Wege zurücklegen möchte. Motorräder kann man wie auf Bali auch mieten (dort kostet es ca. 2,50 EUR pro Tag), jedoch nur ohne passenden Bügel für das Surfbrett, das sei hier angeblich verboten. Ob das wirklich amtlich verboten ist oder diese Behauptung lediglich das Geschäft der Tuk Tuks unterstützen soll, wir wissen es nicht.

Whisky Point ist, wie der Name schon sagt, ein Point Break. Es ist eine nach rechts laufende Welle, die an bzw. hinter einem Felsen bricht und dann über Sand in die Bucht reinläuft. Soft und verzeihend ist die Welle, drum tummeln sich hier viele Anfänger. Was manchmal auch nervt, da sie, ohne Wissen oder ohne Skrupel, oft die Vorfahrtsregeln missachten. Karambolagen sind daher nicht selten, aber insgesamt ist die Atmosphäre wegen den leichten Bedingungen gelassen und heiter. Direkt am Strand gibt es eine schöne Beach Bar, Sababa (hier gibt’s wohl auch Whisky, haha), die neben dem Anbieten von Essen und Getränken an 1-2 Tagen in der Woche eine Party (meist Goa-und Technomusik) veranstaltet.

In Arugam-Bay selbst ist der Main Point (ebenso ein rechter Pointbreak) der Superstar, für den Surfer seit den 70er Jahren aus aller Welt hierhin kommen. Er bricht sehr zuverlässig über ein Steinriff und es ist hier immer ein wenig größer. Für Anfänger ist es deswegen nicht so optimal, vor allem weil es hier häufig sehr voll wird im Wasser und man Ellenbogen braucht. Schön bricht die Welle an mehreren Stellen hintereinander und ich greife viel ab. Auch Sven meistert hier einen seiner ersten Ritte auf einer „grünen Welle“ (das bedeutet auf der gläsernen, ungebrochenen Wand der Welle und nicht im Weißwasser).

Direkt am Break liegt das Mambo’s, eine der angesagtesten Unterkünfte mit Bar und Restaurant. Wenn wir hier schon nicht nächtigen (ab teure 50 USD für ein Zimmer ohne Ventilator…) können wir zumindest feiern: an Samstagabenden werden hier Parties veranstaltet und wir hotten unter Palmen ordentlich ab (die Musik erinnert Sven an das Fusion-Festival).

In Arugam gibt es auch einen Beach Break (über Sand brechend) in der Bucht, dieser läuft aber wegen der kleinen Bedingungen zurzeit nicht.

Weitere Surf Breaks, die Sven und ich gemeinsam erkunden, sind Lighthouse (rechter Pointbreak, 40 min. Fahrt nördlich, dafür wenig los im Wasser und ein nettes Restaurant mit Unterkunft „Hilltop Cabañas“ und „Rangas Place“ am Spot), Crocodile Rock, Elephant Rock und Peanut Farm (alles Pointbreaks über Sand), ca. 10 min südlich aber weniger zuverlässig brechend). Zu den Spots Panama und Okanda (noch weiter südlich) schaffen wir es nicht, diese werde ich später mit Anne erkunden (und davon erzählen).

Beim Crocodile Rock gibt es übrigens im Flusslauf nebenan tatsächlich Krokodile. Als wir beim ersten Surf dort drauf und dran sind, den Weg abzukürzen und durch das Wasser waten wollen, halten uns Einheimische aus der Ferne mit den Armen rudernd gerade noch davon ab…

Außer Surfen, Karom spielen (das hier und in Indien beliebte Tischfingerbillard) und Chillen in der Hängematte haben Sven und ich noch zwei schöne erwähnenswerte Erlebnisse:
An einem Abend werden wir tagsüber vom Fischer Ameer, den wir beim Netze knüpfen am Strand treffen, zum Abendessen eingeladen.
Ameer hat beim Tsunami 2004 viele Familienmitglieder verloren (auch Frau und Kind) sowie Haus, Boot, Hab und Gut, wie so viele hier. Wir essen zusammen bei seinem Schwager, der mit Frau, Kind Großeltern und Cousins unter einem Dach lebt. Die Behausung ist karg und einfach, aber im Vergleich (zu dem was wir u.a in Lateinamerika gesehen haben), solide gebaut. Bei Hummer, Thunfisch, Reis, Bohnen, und Nudeln (scharf!) unterhalten wir uns, und wir erfahren mehr von seinem Schicksal. Wie er in den Fluten um sein Leben schwamm und er lange brauchte, um wieder richtig gehen zu können, weil ihm im Wasser treibende Balken das Bein zerschmetterten. Heute fährt er wieder auf den Ozean hinaus (die Angst fährt immer mit, sagt er) und er spielt wieder Fußball.
Aufgrund der begrenzten Englischkenntnisse unserer Gastgeber wird die Unterhaltung aber irgendwann etwas mühsam und wir verabschieden uns. Selbstverständlich bezahlen wir das Essen am Ende des Abends.

Am letzten gemeinsamen Tag machen wir noch einen Kochkurs. „Eco Wave“ ist ein Projekt, das Biobauern fördert und unterstützt sowie lokale und regionale Lebensmittel verkauft. Zudem bietet es authentische Touren zu umgebenden Dörfern an und in die Nationalparks. Mit 4 weiteren Touristen werden wir von Einheimischen, darunter ein etwa 75 Jahre altes Ehepaar, in die singhalesische und tamilische Küche eingeweiht. Wir bekommen zunächst gezeigt, wie Reis gewaschen und Kokosmilch hergestellt wird. Im Anschluss darf jeder bei der Zubereitung von einem der 6 verschiedenen Beilagen bzw. Gerichte helfen.
Am meisten begeistert uns letztlich ein Auberginensalat: Klein geschnitten in der Pfanne in Kokosöl gebraten, kurz ruhen lassen, dann frische rote Zwiebeln, Kokosmilch, grüne Peperoni (nach Gusto) und Limettensaft drunter mischen. Mmmhh!
Für die 2 Stunden Kochen inklusive anschließendem gemeinsamen Mittagessen bezahlen wir jeweils 900 RP (5,30 EUR). Da kann man nicht meckern. Und öko ist es auch noch :-).

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