22.06.2013

Veit & Sven in Sri Lanka: Das Landesinnere

07.06.-17.06.2013

Ab dem Drehkreuz Singapur geht’s mit Tiger Airways (dem Ryan Air von Asien) nach Sri Lanka.

Ein paar Fakten zu Sri Lanka vorab:
2009 ging der Bürgerkrieg zwischen Singhalesen (74% der Bevölkerung und überwiegend buddhistisch) und Tamilen (12% und überwiegend hinduistisch) nach über 36 (!) Jahren zu Ende.
2004 zerstörte ein Tsunami große Teile der Küste, ca. 35.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Seit Kriegsende zieht die Wirtschaft, v.a. durch den Tourismus, kräftig an.
Die Alphabetisierungsrate liegt bei 91% (Vergleich: Indien 68%, Pakistan 55 %).
Kolonialismus: erst kamen die Portugiesen (16.-17. Jhdt.), dann die Holländer (17.-18. Jhdt.), dann die Briten (18.-20. Jhdt.)
Seit 1948 ist Sri Lanka (Cylon) wieder unabhängig.
Hier gibt es die meisten wild lebenden Elefanten Asiens.

In Sri Lanka treffe ich mit meinem Freund Sven aus Berlin, mit dem ich 18 Tage die Insel bereisen werde.
Der Flughafen gehört offiziell zu Colombo, ist aber näher an Negombo gelegen, einem Strandort an der Westküste. Von Flughafen sind es nur 10 Minuten mit dem Taxi hierhin, entsprechend gibt es hier viele Unterkünfte. Diese sind aber nicht nur für An- und Abreisende interessant, Negombo bietet einen netten Strand sowie einige Ayurveda-Kur-Hotels, so dass man durchaus auch länger als 1-2 Nächte bleiben kann.

Da ich gegen 23:00 Uhr ankomme, habe ich ein Bett im Sachal Mir’s vorreserviert, einer Bed & Breakfast-Unterkunft. In den 1.000 Rupiahs (6 EUR) pro Nacht im Schlafsaal ist entsprechend das Frühstück inbegriffen.
Ich werde von Massimiliano in Empfang genommen, einem herzlichen Italiener aus Neapel, der bereits seit 7 Monaten in Sri Lanka weilt und zwecks Finanzierung seiner Reise übergangsweise das Management im Hostel übernommen hat.
Von „Massi“ bekomme ich wertvolle Tipps zu Sehenswürdigkeiten, Unterkünften und Transportmöglichkeiten.

Mit Sven, der einen Tag später anreist, mache ich mich dann mit dem Bus auf nach Dambulla, unserem ersten Ziel. Dambulla ist einerseits ein guter Umsteigeort für das Weiterreisen in sämtliche Richtungen, zudem gibt es zwei UNESCO-Weltkulturerbe-Attraktionen in der Nähe. Erstere sind die Höhlentempel direkt im Ort, zweite Attraktion ist die Festung von Sigirya.

Wir teilen uns in Dambulla für 2.000 RP (12 EUR) ein Zimmer mit eigenem Bad in der Lark Lodge, wo wir von Beginn an wie prominente Gäste behandelt werden. Dem ehemaligen Elektriker und nun pensionierten Inhaber ist Gastfreundschaft, wie er uns selbst im zugegeben bruchstückhaften englisch zu verstehen gibt, eine Herzensangelegenheit. Er und seine Familienmitglieder wuseln um uns rum, und alle fragen uns unaufhörlich, ob wir noch einen Wunsch haben und ob wir zufrieden sind. Es ist fast zuviel, und doch sind wir angetan von so viel Freundlichkeit.

Am frühen Morgen fahren wir mir dem Tuk Tuk (die dreirädrigen Taxis) nach Sigirya (Löwenfelsen) der historischen Felsenfestung (Die Tuk Tuk-Fahrer sind übrigens anstrengend. Jeder! will einem eine komplette Tagestour oder eine Unterkunft andrehen, in einen Laden oder ein Restaurant schleppen und/oder preislich übers Ohr hauen).

Im 5ten Jahrhundert ließ Kassapa, seinen Vater und König Dhatusena bei lebendigem Leibe einmauern und seinen Halbbruder und rechtmäßigen Thronfolger Moggallana ins indische Exil befördern und sicherte sich somit die Macht. Aus Angst vor Rache ließ er seinen Palast auf einen 200m über die Ebene ragenen Monolithen errichten. 18 Jahre lebte er hier in Saus und Braus bis sein Bruder mit einer Armee aus Indien zurückkehrte und ihn besiegte.

Neben dem imposanten Aufstieg mit Blick über die Landschaft gehören zu den Sehenswürdigkeiten die Überreste zahlreicher Badestellen und Gärten (mit Springbrunnen, die nach 1.600 Jahren z.T. noch intakt sind!), in dem der König sich mit seinen Gespielinnen verlustierte. Davon zeugen auch die an die Feldwänden gemalten Fresken der „Wolkenmädchen“, Bildnisse meist barbusiger Frauen. Ursprünglich sollen es zwischen 200 und 500 Abbildungen gewesen sein, heute sind noch 22 übrig.

Auf dem Weg nach Sigirya kommen Sven und ich an einer Wasserstelle vorbei, wo Badetag angesagt ist: ein Elefant bekommt von seinem Besitzer ein Wellnessprogramm. Mit einer Kokosschale wird der Rücken des Kolosses geschrubbt, der sich genüsslich im Tümpel hingelegt hat (der Rüssel dient als Schnorchel). Natürlich weist ein lockendes Schild auf die Attraktion hin und ich darf als Tourist gegen einen kleinen Obulus ebenfalls Masseur spielen.

Am Nachmittag sehen wir uns in Dambulla die Höhlentempel an. In mehrere Höhlen finden sich Wandmalereien und etwa 150 Buddhastatuen, teilweise aus dem 11. Jahrhundert. Die Höhlentempel gehören heute zur Anlage des Golden Tempel (dieser selbst ist höchstens von außen interessant, das Museum lohnt nicht), das als buddhistisches Kloster fungiert.

Wenngleich vieles wie Unterkünfte und Essen günstig in Sri Lanka ist, die Eintrittspreise für Touristen haben es in sich: der Eintritt für Sigirya kostet satte 23 EUR, der in die Höhlentempel nochmal 9 EUR. Ein Führer (viele selbsternannte tummeln sich hier) oder Informationsmaterial kosten extra. Einheimische bezahlen einen Bruchteil…

Nach 2 Nächten geht’s weiter nach Polonnaruwa, der alten Haupstadt, deren antike Stätte ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Hier wohnen wir in Manels Guest House (2.000 im DZ), das bezüglich Leidenschaft des Personals im Vergleich zur Lark Lodge stark abfällt, aber immerhin mit sauberen Zimmern mit Blick auf die umliegenden Reisfelder aufwarten kann (enttäuschen tut uns dann wiederum das Essen, das zähe Rinder-Massala schmeckt nach gar nichts).

Wir erkunden gemütlich mit Mietfahrrädern
die archäologischen Sehenswürdigkeiten mit den Überresten von Tempeln, zahlreichen Buddhafiguren, Garten-, Park- und Palastanlagen und diversen Gebäuden der antiken Stadt, die zwischen dem 10. und 13 Jahrhundert ihre Blütezeit hatte. Über 5 km erstreckt sich die heute als Park angelegte Museumsstadt außerhalb der neuen Straßenzüge.

Im Anschluss geht es erstmals mit dem Zug nach Trincomalee (ab Polonnaruwa mit umsteigen in Gol Oya). Die Zugfahrt ist erwartungsgemäß verspätet und langsam aber lohnenswert, durch den schönen Ausblick auf Reisfelder und Natur. In Uppuveli, 3 km nördlich von Trincomalee (die Hafenstadt erkunden wir nicht), bleiben wir 1 Nacht (French Garden, 1.500 DZ, Hygiene: grenzwertig, aber es gibt nicht viel Auswahl…). Es hat einen langen von Palmen gesäumten goldgelben Sandstrand (der von Nilaveli, weitere 5km nördlich ist ebenfalls schön), zudem ist die vorgelagerte Insel Pigeon Island ein gutes Revier zum Tauchen bzw. Schnorcheln. Letzteres buchen wir im Rahmen eines 4-stündigen Boots-Tripps. Während 4 weitere Passagiere tauchen gehen, erkunden Sven und ich das angesteuerte Schiffswrack (ein altes Cargo Schiff) bzw. das Riff schnorchelnder Weise. Cool ist, dass uns einer der beiden professionelles Tauchlehrer an seinem Oktopus (dem 2.ten Atemregler) je ein paar Minuten mit in die Tiefe nimmt.

Weiter geht’s, diesmal wieder mit dem Bus nach Kandy. Dort bleiben wir nur zwei Nächte (1. Nacht Thimili für 1.000 RP: billig aber schimmlig; 2. Nacht im Expeditor für 2.500 RP, sauber und mit Warmwasser). Länger würden wir in Kandy nicht bleiben, zu wuselig ist es hier und zu viele Nepper und Schlepper gibt es. Zudem regnet es und ich habe mir auf der windigen Bootsfahrt eine fette Erkältung eingefangen. Die Abgase des Stadtverkehrs geben mir den Rest. Eine Aufführung traditioneller Tänzer und Musiker der Kunstschule (500 RP) und die Besichtigung des Zahntempels (1.000 RP) lassen wir uns dennoch nicht entgehen. Im Zahntempel ist der als Reliquie geltende Backenzahn Buddhas aufbewahrt. Zahlreiche Gläubige pilgern regelmäßig hierher.

Die Weiterreise führt uns ins Hochland nach Nurawa Eliya, natürlich mit der Bahn, denn die Fahrt mit dem Zug an Bergen und Teeplantagen vorbei ist eine einzige Augenweide. 4 Stunden sind wir unterwegs und je höher der Bummelzug sich in die Berge schraubt, desto kühler wird es. Nicht umsonst war Nurawa Eliya ein beliebter (Kur-) Ort der Briten. Bis heute sind die Spuren der Kolonialzeit unübersehbar. Es gibt viele Häuser und mitunter noble Hotels im Tudorstil, den Victoriapark und eine bis heute in Betrieb befindliche Pferderennbahn.

Wir nächtigen im Glennford Inn Resort für vergleichsweise stolze 3.000 RP, aufgrund meiner Erkältung brauche ich heute aber ein wenig mehr Komfort. Zum Glück gibt es hier viel Tee: es waren die Briten, die den Tee nach Sri Lanka/Ceylon brachten. Heute gehört Sri Lanka zu einem der größten Tee-Exporteure der Welt. Drum sehen wir uns morgens natürlich eine Teeplantage an (Pedro Tea Estate, 200 RP). Wir werden durch die Fabrik geführt, wo man uns an den einzelnen Stationen die Produktionsschritte erklärt und machen dann, nach einer kurzen Teepause, selbständig einen Spaziergang durch die Plantage.

Da es kurze Zeit später wieder anfängt zu regnen, entscheiden wir uns am gleichen Tag für den Rückweg nach Negombo, um dort mein Surfbrett abzuholen. Nächstes Ziel ist das Surfer-Mekka Arugam-Bay.

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