15.05.2013

Mittelerde

10.4.-19.4.2013

Raglan, ein Surferparadies. DAS Surferparadies schlechthin. Teile des berühmten Surffilms „Endless Summer“, der Namenspate für unsere Weltreise steht, wurden hier vor 40 Jahren gedreht.
Für 2 Tage nisten wir uns bei Greg und Manu ein, die beide leidenschaftliche Surfer sind und seit 5 Jahren in Neuseeland leben. Greg ist ein ehemaliger Arbeitskollege von Anne aus einer ihrer Snowboard- und Skisaisons in der Schweiz. Die beiden führen hier ein Leben, bei dem es einfach Spaß macht, mal Gast zu sein. Brot wird selbstgemacht, Marmelade und Ringelblumensalbe ebenfalls, morgens grüßen einen die Papageien auf der Terrasse während unten im Garten die Pampelmusen, Apfelsinen und Zitronen wachsen. Wir genießen unsere Zeit hier. Die Jungs gehen morgens mehrere Stunden surfen, danach wird gefrühstückt und unser Sightseeingtag beginnt.
Der Ort ist nicht weiter spektakulär, aber es gibt ordentlich Fish’n’Chips. Und im Umland den Bridal Veil Wasserfall, der schön anzusehen ist und im Bush liegt. Am Tag 2 kommt Veit außer sich vom Surfen zurück, schnappt sich nahezu wortlos den Fotoapparat und Anne und rast zurück zu den Surfstellen. Die Natur macht einen auf Perfektion und zeigt uns kilometerlange Wellen, die wie aus der Maschine geschossen kommen. Veit hat sowas erst 1-2 Mal überhaupt gesehen, Anne noch nie. Wunderschön. Obwohl die Wellen mit einlaufender Flut deutlich kleiner sind als morgens bei Veit’s Surf (da waren sie 4m), tummeln sich insgesamt bestimmt 150 Leute im Wasser und Veit schießt mit seinem vor lauter Glück hüpfenden Herz Fotos. Da fällt es sehr schwer, Raglan zu verlassen, aber uns bleiben nur noch 5 Tage, etwas mehr von Mittelerde zu entdecken.

Also geht’s auf nach Rotorua, der Stadt, in der man bedenkenlos jederzeit pupsen kann ohne aufzufallen (so lange man keine Geräusche dabei macht). Denn nach derlei Gasen stinkt es hier überall. Grund dafür sind die unzähligen Geysire, Thermalquellen und Dampflöcher, für die diese Stadt neben ihrer erlebbaren Maori-Kultur berühmt ist. Die erste Nacht verbringen wir auf einen Natur-Campingplatz am Ufer des Okarekasees. Hier gibt’s kein fließend Wasser und nur Plumpsklos (diese sind natürlich geleckt sauber, mit Klopapier, Handdesinfektionsspendern und Licht versehen). Aber hier gibt’s Wallabies. Wir wussten vorher nicht, dass es solche Tiere gibt. Die sehen aus wie Mini-Kängaruhs, etwa 60 cm hoch. Leider haben wir davon kein Foto, weil sie vor dem Licht unserer Scheinwerfer fliehen. Dafür frühstücken wir am nächsten Tag aber mit Wildenten, die uns vor lauter Gier sogar in die Beine zwacken, weil wir ihnen nicht genug Brotkrumen geben.

Wir besuchen Whakarewarewa, eine dörfliche Maori-Gemeinde, die inmitten eines an allen Ecken und Enden dampfenden Thermalfelds am Pohutu-Geysir liegt. Eine Art lebendiges Museumsdorf, bewohnt von 25 Familien. Hier schauen wir uns Maoritänze und Begrüßungszeremonien an und lassen uns von einer Maori mit Hamburger Wurzeln (keine Ahnung wie sie dazu kommt) durchs Dorf führen. In den kochend heißen natürlichen Wasserbecken kann man Gemüse, Eier oder Muscheln kochen, in den Dampflöchern wird Fleisch oder Süßspeise gegart. Sehr touristisch ist dieser Ort erwartungsgemäß, aber so bekommen wir etwas von der ursprünglichen Kultur des Landes mit . Auf eine Tätowierung mit Holzstiften verzichten wir übrigens, auch wenn die Maori-Motive sicher die schönsten Tattoo-Motive überhaupt sind.

Wir finden einen Campingplatz mit eigenen Thermalbecken und schlagen so 3 Fliegen mit einer Klappe: offiziell campen, Hygieneeinrichtungen und Thermalbad. Der „Rotorua Thermal Top Ten Holiday Park“ ist absolut empfehlenswert (32,- NZD für den Campervan und uns). Ne Küche mit 5 Kochstellen und 7 Waschbecken, Speiseraum, Aufenthaltsraum mit Computern, WiFi (5,- NZD für 24h). Hier bleiben wir gleich 2 Nächte, denn am nächsten Tag regnet es in Strömen, durchgehend, im ganzen Land. Wir können uns nichts ansehen und weiterfahren lohnt auch nicht, also legen wir einen Administrationstag ein (Blog schreiben, Fotos hochladen…) und freuen uns über trockenes Wetter am nächsten Tag, wo wir ins Thermal Wonderland gehen. Wai-O-Tapu heißt dieses riesige Thermalfeld. Wir sehen tolle Vulkankrater, Dampflöcher, Mineralseen und abgefahrene Farben der Steine und Felsen (z.B. Neongelb bei Ablagerung von Schwefel).

Letzter Stop unserer Neuseelandentdeckung wird Taupo, wo wir am Abend im strömenden Regen ankommen. Wir dürfen uns für 17,- NZD pro Person auf den Parkplatz des örtlichen YHA Hostels stellen und deren Küche und sanitären Anlagen mitnutzen. Taupo liegt am gleichbenannten Lake Taupo, dem größten See der südlichen Hemisphäre. Unweit von hier ist auch der Tongariro Nationalpark mit dem berühmtesten Wanderweg Neuseelands. Dieser lohnt sich aber eigentlich nur bei klarem Wetter. Wir tun gut an der Entscheidung, diesen Weg am nächsten Tag nicht zu gehen, sondern den Mount Tauhara zu besteigen. Von allen super ausgewiesenen Wanderwegen haben wir uns mit diesem hier allerdings den landesweit vermutlich einzigen schlecht bezeichneten Weg ausgesucht. Die Herausforderung des ersten Teillstücks ist vor allem, den Kuhfladen und Schafsköddeln auszuweichen, die als Tretminen überall auf der Weide herumliegen, die wir überqueren müssen. Ein Trampelpfad führt dann bergauf. Ohne zu wissen, ob wir richtig sind, kraxeln wir da hoch. Durch Regenwald. Über Wurzeln, umgefallene Bäume, moosbedeckte Steine, mannshohe Schluchten, Felsbrocken. Erst, als uns nach mehr als einer Stunde andere Wanderer entgegen kommen, wissen wir, dass wir auf dem richtige Pfad sind. Zu dem Zeitpunkt redet Anne sich bereits ein, dass der Weg das Ziel ist, mantraartig in der Wiederholungsschleife im Kopf, in Abwechslung mit: „es gibt keine giftigen Tiere in Neuseeland“… Nach knapp 2 Stunden sind wir oben, begleitet vom schönen Gesang der Tui, haben einen Rundblick über die Gegend, sehen, dass der Tongariro in den Wolken liegt und wissen nun mit Sicherheit: der Weg war das Ziel. Die Aussicht ist nett, aber nicht umwerfend. Aber: Pflichtprogramm erfüllt, wir waren wandern in Neuseeland!

Auf der anschließenden Rückfahrt nach Auckland werden wir mit dem goldensten aller Sonnenuntergänge belohnt. Wir fahren durch eine goldgrüne, hügelige Landschaft und wissen nun ein für alle Mal: wir sind in Mittelerde. Und jeden Moment kann ein Hobbit um die Ecke kommen.

Der Abschied fällt schwer, doch auf uns wartet Australien, das sicherlich nicht weniger spektakulär sein wird.

Unser Fazit: Neuseeland – möglichst bald wieder mit mehr Zeit und Geld. Das schönste Land auf der bisherigen Reise.

Die Kommentare sind geschlossen.

Kategorien

Admin | Reiseblog anlegen | Plane Deine eigene Weltreise