14.03.2013

Veit’s Surf in Chile #1

26.2.-4.3.2013

Nach meinem Vulkanaufstieg in Pucon fahre ich Richtung Pazifik. Ich will nach Buchupureo, einem kleinen Küstendorf oberhalb der Stadt Concepcion.

Buchupureo ist, wenn überhaupt, wohl nur unter Surfern bekannt. Selbst Chilenen, denen ich in Pucon vom Ort erzählt habe, kannten diesen nicht. Ist in etwa so groß wie Holperdorp, ein Ortsteil meiner Heimatgemeinde Hagen am Teutoburger Wald im Landkreis Osnabrück… (haben die meisten von Euch auch nie von gehört oder…?).

Ich fahre da hin, da die dortige Welle einer der besten linken Pointbreaks in Chile sein soll. Zudem möchte ich einen Spot surfen, der mal ausnahmsweise nicht so überlaufen ist.

Nach Umsteigen in Concepcion komme ich am späten Abend an meinem vorher recherchierten Campingplatz an. Es ist mitten in der Nacht und ich muss mit der Taschenlampe den Weg suchen, so zappenduster ist es. Ich schlafe in einer Cabana für stolze 12.000 Pesos (17,30 EUR).

Meine Erkundung des Strandes mache ich am nächsten frühen Morgen. Er ist schön, mit schwarzem Lavasand und die Landzunge des Pointbreaks ist mit Pinienwald bewachsen. Ein Bauer geht mit zwei Kühen spazieren, ein paar Teenager haben ihre Zelte direkt am Hang aufgeschlagen. Sonst zeigt sich niemand, es ist die Ruhe und Idylle pur. Leider fehlen zum Glück passende Wellen, trotz guter Vorhersage sind die Wellen heute zu klein um Surfbares zu produzieren. Schade.

Während meines Frühstücks beschließe daher, bereits weiterzuziehen, die nächsten Tage sollen die Wellen nicht größer werden. Wiederkommen würde ich hierhin  trotzdem mal irgendwann, es ist ein schönes Fleckchen Erde.

Mehr Wellen erhoffe ich mir in Pichilemu, einem Surfer- und Badeort weiter nördlich. Hier machen im Sommer viele Chilenen Urlaub. Warum begreife ich nicht so ganz, der Ort ist meiner Meinung nach nicht gerade hübsch, eher ein Paradebeispiel für einen Ort, der zu schnell gewachsen ist und wo jeder versucht, etwas zu Geld zu machen. Es gibt einen Zirkus, jede Menge Nippesstände, am Strand locken Canopy (Zipline) und eine Piste zum Quad fahren. Zudem können sich Touristen von Gauchos in deren Kutschen herumfahren lassen, deren Pferde im ganzen Dorf ihre Äpfel hinterlassen. Auch sonst wirkt alles ein wenig schmuddelig und chaotisch.

Pichilemu behauptet von sich „Capital Mundial del Surf“ zu sein (wie so viele Surferorte…). Leider läuft auch hier trotz des vielversprechenden Titels nicht viel. In den 5 Tagen, die ich dort bin, funktioniert der Spot so gut wie überhaupt nicht, zudem ist es zumeist neblig und verwaschen. Einmal wage ich mich rein ins Nass. Dass das Wasser hier aufgrund der Humboldt-Strömung kalt ist, wusste ich, nur wusste ich nicht wie kalt. Trotz 4 Millimeter-Neoprenanzug fühlt es sich an wie Polarwasser. Nach einer Stunde freue ich mich wie noch nie in meinem Leben über die heiße Dusche danach.

Besser sind die Wellen 6 km weiter südlich in Punta de Lobos (ebenfalls ein linker Pointbreak). Auch hier surfe ich einen Tag, leider ist es, auch aufgrund der schlechten Wellen in „Pichu“, etwas zu voll im Wasser. Als es dann Tags drauf noch besser ist, wird, findet ein Surfcontest statt. Ironie des Schicksals: an diesem Tag scheint die Sonne und die Wellen sind super (2 Meter und Offshore-Wind), nur dadurch, dass der Wettbewerb stattfindet, dürfen Nicht-Teilnehmer an der besten Stelle nicht surfen. Die Idee, die nächsten Tage nach Punta de Lobos zu wechseln, verwerfe ich, es gibt dort nur wenige, teure Unterkünfte und keinen Supermarkt. Und nur in Restaurants zu essen oder immer zwischen den beiden Orten mit dem Taxi hin und her zu pendeln ist mir ebenfalls zu teuer.

Also bleibe ich in Pichilemu. Die ersten 2 Nächte übernachte ich in einem winzigen, aber preiswerten Einzelzimmer im Hostal Karibe, einem Familienhostel. Danach wechsle ich in ein ehemaliges Aussichtscafé, dass nun als Surferhostal und von einem Niederländer betrieben wird. Die Aussicht vom Hostal, das wie ein großes Boot aussieht, ist wunderbar. Man überblickt die ganze Bucht. Mit nur zwei weiteren Gästen, Lukas aus der Schweiz und Pablo, einem Chilenen, der seit 10 Jahren in Berlin wohnt, lebe ich 3 Tage wie in einer Wohngemeinschaft. Aufgrund der mageren Wellen quatschen wir viel, beim Essen, Kaffee oder Tee.

Als der Nebel sich an der Küste sich noch immer nicht lichtet und Poseidon mir nach wie vor seine kalte Schulter zeigt und keine Wellen schenkt, beschließe ich, meine Zeit hier zu beenden. Anne ist in Mendoza und Mendoza ist nicht weit („nur“ 11 Stunden mit Umsteigen in Santiago de Chile). Mit der Aussicht der Liebe und dem Wein zu frönen mache ich mich auf zurück nach Argentinien.

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