6.03.2013

Veit und der Vulkan

Pucon, Chile, 24.-26.2.2013

Die Grenzüberfahrt per Bus von San Martin de los Andes nach Pucon in Chile verläuft erwartungsgemäß ohne Probleme. Mein Hostal in Pucon heißt One Way und wird von einem schweizerisch-chilenischen Paar geführt. Das Hostal fühlt sich eher nach Gartenlaube als nach einer Herberge an, aber die Inhaber sind sehr freundlich und es ist gerade angenehm wenig los – erste Anzeichen der auslaufenden Hauptsaison.

Der Ort hat Ähnlichkeit mit San Martin in Argentinien, wirkt jedoch ein wenig touristischer auf mich. Viele Chilenen kommen zum Naturerleben aber auch zum Feiern hierher. Schön ist der Lavasandstrand am Lago Villarrica.

Rund um Pucon kann man natürlich wieder allerhand unternehmen: Wandern im Nationalpark Huerquehue oder zu den vielen Thermalquellen, Mountainbiken, Kayaken, etc.

Offizieller Superstar ist jedoch der Vulkan Villarrica, der jedes Jahr von tausenden überwiegend ausländischen Touristen im Rahmen von Gruppenführungen bestiegen wird. Auch ich reihe mich ein in die Reinhold-Messner-Möchtegerns und buche über mein Hostal die Tour nach oben.

In 4 Stunden geht es zu Fuß ab 1.400 m Höhe auf den 2.800 m schlummernden aber noch aktiven Vulkan (der letzte Ausbruch datiert von 1984). Ein Führer und die Ausrüstung, d.h. Helm, Goretexjacke, -Hose, Handschuhe, Spitzhacke und Steigeisen sind im Preis von 43.000 Chilenischen Pesos (62 EUR) enthalten. Ebenso bekommt jeder eine Plastikschaufel, auf der man nach dem beschwerlichen Aufstieg durch Eis und Schnee sitzend wieder runterrutschen kann.

Der Aufstieg ab 7 Uhr morgens ist für mich weniger anstrengend als befürchtet, im mäßigen Tempo erreichen wir in einer kleinen Vierergruppe inklusive unserem Führer erst die Schneegrenze, wo die Steigeisen angelegt werden und dann den Kraterrand. Oben hat man einen wunderbaren Blick auf die Umgebung mit weiteren Vulkanen und in den Schlund des Vulkans. Der Mundgeruch des Riesen ist weniger wunderbar, die Schwefeldämpfe beißen in den Augen und in der Lunge. Daher pausieren wir anschließend außerhalb der Windrichtung und ich genieße mein Sandwich und die Mandelschokolade, auf die ich mich schon die ganze Zeit des vierstündigen Aufstiegs gefreut habe.

Ich erfahre dann von Touristen einer anderen Gruppe (eine ganze Ameisenarmada krakselt hier hoch), dass hier regelmäßig Personen abstürzen oder von Geröllteilen getroffen werden (in 2012 starben 2 Brasilianer). Zugegeben den TÜV in Deutschland würde die Tour wohl in dieser Form nicht bestehen, außer einer kurzen Einführung zum Gebrauch der Spitzhacke sind die Vorkehrungen mau. Leicht kann man stolpern bzw. ausrutschen oder in den Krater fallen. Ein Windzug und …
Jetzt im Sommer ist die Wanderung mit weniger Schnee weniger gefährlich, aber im Winter würde ich sie eher nicht machen. Trotzdem ist es ein tolles Erlebnis, dass ich nicht bereue.

Runter geht’s für uns dann schnell: in 5 etwa 100 m langen Abfahrten rutschen wir auf unseren Schaufeln runter bis zum Ende der Schneegrenze. Der Rest wird wieder gewandert, 16 Uhr bin ich zurück im Hostal.

Zum Sonnenuntergang schwinge ich mein Handtuch über die Schulter und gehe zum Strand, wo ich meine müden Glieder im Lago Villarrica erfrische und ein Bad nehme.

Viel mehr könnte ich hier noch in der wunderschönen Umgebung tun, aber das Meer ruft mich. Am nächsten Morgen mache ich mich daher auf zum Pazifik.

Die Kommentare sind geschlossen.

Kategorien

Admin | Reiseblog anlegen | Plane Deine eigene Weltreise