6.02.2013

Welcome „Home“

29.01.-04.02.2013

Unsere Flugreise von Lima nach Buenos Aires erweist sich als zwei Stunden kürzer als vorher gedacht: da sich Geschichte ja bekanntlich wiederholt, achten wir auch diesmal nicht auf Zeitzonen und bekommen somit statt der geplanten sechs nur vier Stunden Schlaf (es ist ein Nachtflug).

In Buenos Aires wohnen wir bei einer Couchsurfing-Bekanntschaft von Anne. Diego hatte vor einigen Jahren mal eine Woche bei Anne in Berlin gewohnt. Jetzt ist er kürzlich mit seiner Freundin Mercedes zusammengezogen, hat aber noch eine eigene schnuckelige 45qm Wohnung im Stadtteil Villa Crespo, die wir ganz für uns alleine nutzen dürfen.

Es braucht ungefähr drei Stunden mit Bus und Bahn vom Flughafen bis zu Diegos Wohnung und wir stellen fest: Buenos Aires ist ziemlich groß. Und heiß: 35 Grad hat es hier zur Zeit. Ungewöhnlich heiß über einen längeren Zeitraum, wie wir von den Einheimischen erfahren. Die Wohnung entpuppt sich als richtiges Zuhause für uns. Wir fühlen uns pudelwohl, nicht nur in der Wohnung, sondern auch in dem „Kiez“ Villa Crespo. Vergleichsweise würden wir sagen, ist das Lebensgefühl hier dem des nördlichen Prenzlauer Bergs sehr ähnlich: ein paar tolle Restaurants, ein paar kleine Lebensmittelläden, Gemüsehändler, eine U-Bahnstation (davon gibts in B.A. nicht viele) und was man sonst so zum Leben braucht. Das erste Mal seit 3 Monaten fallen wir nicht durch unser europäisches Aussehen auf (maximal durch unsere Reißverschlusstrekkinghosen, die uns als Touristen verraten…), denn B.A. ist ein Pool von Menschen aller möglichen, vor allem aber europäischer Wurzeln.

Nach etwa 15 Fußminuten kommt man von unserer Wohnung in den Bezirk Palermo. Auf dem Weg dorthin reiht sich ein Klamottenladen an den nächsten, darunter das ein oder andere Outlet und junge argentinische Designer. Das ist ein bisschen Folter für Anne, die hier das ein oder andere Teil mitnehmen könnte, aber weder das Reisebudget noch die eh schon viel zu schweren Rucksäcke erlauben Shoppingtouren. Nur eines muss sein: eine neue Trekkinghose, die alte war nämlich an ungünstiger Stelle aufgerissen und musste entsorgt werden. Veit’s Shopping besteht aus einem lange fälligen Friseurbesuch. Jetzt kann er sich endlich wieder ohne Hut bewegen, denn es fallen keine langen Zotteln mehr ins Gesicht.

In Palermo gibt es unendlich viele Restaurants, CafĂ©s & Bars jeglicher Couleur und ein sehr junges Ambiente. Bleiben wir beim Vergleich mit Berlin, sind wir quasi im Kollwitzkiez der End-90er von Buenos Aires. Architektonisch finden wir nahtlos Haus-an-Haus stehende Mietshäuser und dazwischen immer wieder genauso eng gebaute Eigenheime. Und supergrüne Straßenzüge. Buenos Aires ist wohl die grünste Hauptstadt, die wir kennen. Das tut dem Klima hier sehr gut. Die Luft stinkt nicht und die Bäume spenden Schatten, sodass man trotz der heißen Sommersonne nicht eingeht.

Nach sehr kurzer Zeit ist uns klar: Buenos Aires rockt! Hier kann man ganz leicht versacken.

Ein Besuch im Evita-Museum und eine Stadttour mit Diego und Mercedes lassen uns einiges über die jüngere Geschichte des Landes lernen. Auch Argentinien gehört zu Südamerika und kann sich den ein oder anderen Diktator auf die Fahne schreiben. Die 70er & 80er Jahre dieses Jahrhunderts waren dabei wohl die schlimmsten, deren Auswirkungen auch in der heutigen Gesellschaft noch zu spüren sind.

Wir leihen uns Fahrräder und erkunden noch ein bißchen mehr die Stadt. Wir besichtigen die wichtigsten Plätze wie den Plaza de Mayo (auf dem die meisten Demonstrationen stattfinden), das Regierungsgebäude und das Repräsentantenhaus, entdecken viele Parks und Puerto Madeiro, ein Stadtkonzept, bei dem aus alten Hafenspeichern Wohnungen und Restaurants, sowie eine Promeniermeile entstanden sind. Wir radeln durch ein hübsches und sauberes (!) Chinatown und im wohlhabensten Viertel der Stadt (Recoleta) stehen wir neben dem umfangreichsten Baum, den wir je gesehen haben mit einem Stammdurchmesser von vier Metern.

Am Abend sind wir bei Diego und Mercedes zum Asado eingeladen, das ist das traditionelle, argentinische Grillen. Ganz langsam wird über Holzkohleglut ein ganzes Stück Rindfleisch zur Perfektion gegrillt: außen durch und innen noch leicht rosa. Veit ist begeistert vom Geschmack und freut sich auf weitere argentinische Grillleckereien in den nächsten Wochen.

In San Telmo, einem der ältesten Viertel, bummeln wir über einen sonntäglichen Flohmarkt, der sich über mehrere Straßen des Viertels zieht und neben tollen Handarbeiten und Antiquitäten für seine Tangotänzer und -musiker berühmt ist, die von den Spenden der Flanierenden leben.

In den letzten Reisemonaten sind wir ja erst einmal wirklich ausgegangen, in Buenos Aires dürfen wir das natürlich nicht verpassen. Allerdings fangen die Nachtclubs hier erst um 2 Uhr morgens an zu laufen, das ist verdammt spät. Also entscheiden wir uns für eine Tangobar („La Catedral“) und treffen ins Schwarze. Während es sonst hier üblich ist, in Tangoshows zu gehen (mit Abendessen und Profitänzern), erwischen wir ein Lokal, in dem Jung und Alt, Könner und Anfänger, Einheimischer und Tourist gleichermaßen zum Tangotanzen oder -gucken hingehen. „La Catedral“ ist ein ehemaliges Kühlhaus und dient heute als Saal, jeden Abend gibt es am frühen Abend Tanzkurse, bevor im Anschluss die Tanzfläche zum freien Tanzen geöffnet wird (wir nehmen keinen Tanzkurs, Tango mit Flip Flops wäre wohl eher beinbrecherisch…), zeitweise spielt sogar eine Live-Band und die Leute tanzen. Es macht sehr viel Spaß zuzugucken. Unterschiedliche Niveaus, jeder tanzt mit jedem, hier wird noch aufgefordert. Toll! Nicht so toll ist das In- Getränk der Porteños, wie die Einwohner von Buenos Aires genannt werden: Fernet Branca mit Cola. Das ist, als würde man ne Flasche Hustensaft durch nen Strohhalm ziehen. Anne hofft, dass es wenigstens so gesund ist, wie es schmeckt :-).

Nach 6 schönen Tagen reisen wir nun auf einen Abstecher nach Uruguay, das auf der anderen Seite des Rio de la Plata liegt. Wir behalten das Gefühl, für 6 Tage Zuhause gewesen zu sein, in einer total lebenswerten Stadt, die gleichermaßen an Berlin, New York, Barcelona und Paris erinnert und doch seinen ganz eigenen Charm hat und deren Wohnungskaufpreise uns ernsthaft über mögliche Investitionen nachdenken lassen. Eigentlich spricht nur das furchtbare „Spanisch“ der Einheimischen dagegen, das sich eher Portugiesisch anhört und das die eine oder andere Grammatikregel außer Kraft setzt 🙂

Buenos Aires MUSS man erlebt haben!

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