24.12.2012

Panama zu zweit

Unser nächstes Ziel ist Boca Brava, ein Archipel hauptsächlich unbewohnter Inseln im Pazifik. Die Anreise von Boquete ist tagesfüllend: erst mit dem Chicken Bus nach David, dann mit einem 30 Passagiere fassenden Kleinbus nach Horconcito, dort in einen VW Bus nach Boca Chica und von da mit einem Wassertaxi auf die Insel Boca Brava. Die besteht aus einer Hotelanlage, in der es von der Hängematte über den Schlafsaal bis zur Luxusbleibe alles gibt, einem oder zwei Resorts, die wir nur aus der Ferne sehen, weil sie außerhalb unser Preisklasse liegen und ganz viel Natur. Wir sind in der ganz hübschen Anlage des Hotel Boca Brava untergekommen, in einem einfachen Doppelzimmer für 30,- USD (ohne eigenes Bad).

Da es auf dem Inselchen keinen „Koof-mich“ (Berlinerisch für „Tante Emma Laden“) gibt, essen wir immer im Restaurant dieser Unterkunft. Das ist ganz lecker und auch bezahlbar. Beim Frühstück besucht uns ein schwarzes Eichhörnchen und klettert Veit sogar auf die Schulter. Am liebsten mag es unseren Naturjoghurt und Ananas, den Rest des angebotenen Essens verschmäht es verächtlich.

Auf der Insel sehen wir Brüllaffen und Riesenraupen, die hier heimischen Ameisenbären lassen sich jedoch nicht sehen. Beim Schnorcheln treffen wir auf Korallenriffe, bunte Fische (wie auch immer die heißen), hübsche Seesterne mit roten Punkten und Blasenfische. Ok, das ist vermutlich ne Wortneuschöpfung, die wir für die kugelrund aufgeblasenen Fische benutzen, die uns unser Kapitän zeigt. Die sinken erst wieder, als er ihnen literweise Wasser aus dem Leib drückt, das aus allen Öffnungen (Fischmaul, Kopf, „Ohren“) sprudelt. Und fassen sich an wie ne gepökelte Rinderzunge 🙂

Auf einer von Menschen unbewohnten Insel teilen wir uns frische Kokosnüsse mit hunderten von Schneckenkrebsen (ähm, auch so’ne Wortneuschöpfung von uns für kleine Krebse, die in Schneckenhäusern leben) und stellen später am Tag schmerzlich fest, dass nicht jede 50er Sonnencreme gut ist und wir uns farblich den Geschöpfen auf der Insel verdammt gut angepasst haben…

Dann heißt es zum ersten Mal: jeder macht Seins. Veit möchte im Pazifik surfen gehen, Anne hat mehr Interesse an den Indigenen der Kuna Yala Gemeinde in der Karibik. Ihr werdet hier also zwei Berichte finden, die unsere nächsten Tage beschreiben.

Um aber Panama abzuschließen, springen wir jetzt mal ganz verrückt ein paar Tage nach vorne zu dem Moment, wo wir uns wieder treffen. Panama City steht auf dem Programm. Eine beeindruckende Stadt mit einer austauschbaren Skyline von Hyperhochhäusern, die auch zu irgendeiner Stadt in Asien, Nordamerika oder dem Mittleren Osten gehören könnte.

Die Altstadt (Casco Viejo) zerfiel über Jahrzehnte, bis vor einigen Jahren Investoren das Potential erkannten und sie nun komplett restaurieren. Jedes zweite Haus ist ne Baustelle, jede dritte Straße ist aufgerissen. Die fertigen Gebäude sind wunderschön. Die Unsanierten sind auch irgendwie charmant, auch wenn man befürchten muss, dass sie in der nächsten Sekunde kollabieren. Werden sie wohl nicht, denn in diesen teilweise nur als Ruinen zu beschreibenden Häusern leben die Menschen dieses Viertels. Vergleichsweise war der komplett unsanierte Prenzlauer Berg im Berlin der End-Achtziger ein Luxusviertel. In den sanierten Häusern können die ursprünglichen Menschen dieses Kiezes natürlich nicht mehr leben. Zu teuer. Hoch lebe die Gentrifizierung.

Durch einen Zufall landen wir abends in einer Dachterrassenbar mit toller Aussicht auf die Skyline und Pool in der Mitte im neuen TTeil der Stadt. Es läuft furchtbare Uffta-Uffta Musik (und dabei tönt hier im Land sonst überall immer Salsa aus allen Kanälen, was uns endlich das Gefühl gibt, in Mittelamerika zu sein). Und das schlechteste Bier Panamas kostet 6 USD pro Flasche. Hach ja, weltweit überall das gleiche. Wer hat nur irgendwann mal behauptet, das sei cool?

Der Panama-Kanal darf natürlich nicht fehlen. Dort sehen wir ein Schiff die Schleuse durchqueren. Das ist schon beeindruckend, auch wenn wir uns die Dimensionen viel größer vorgestellt hatten. Und damit die Realtiät unsere Erwartungen demnächst besser trifft, baut der Staat den Kanal gerade aus und verbreitert ihn auf das Doppelte. Das bedeutet, es werden noch mehr Millionen Liter Süßwasser pr Tag vergeudet. Der jetzige Verbrauch hat schon negative Auswirkungen auf den Regenwald zwischen Panama und Kolumbien (da kommt das Süßwasser her). China und die USA interessiert das natürlich eher weniger, aber auch die EU als Nutznießer wird sich zu den ökologischen Folgen der Erweiterung schön bedeckt halten…

Unser Hostel in der Stadt heißt Mamallena und bietet uns Schlafsaalbetten für 13,- USD pro Person inkl. Pancakes und Kaffee. Und Internet (wenn es funktioniert). Es ist ein klassisches Hostel, in dem man es gut aushalten kann.

Panama ist ein totales Shoppingparadies. Das ist für uns jetzt nicht so interessant, aber falls ihr mal nen Panamaurlaub macht, lasst Platz im Koffer. Hier kriegt man alles, angeblich steuerfrei. Wir haben’s nicht ausprobiert.

Fazit: Panama ist eine Reise wert und wir hätten gern mehr Zeit in dem Land verbracht. Allerdings müssen wir auch hier sagen, dass es furchtbar anstrengend ist, immer nur Halbwahrheiten als Antwort auf seine Fragen zu bekommen und alles tausendfach hinterfragen zu müssen. Und das mit dem Spanisch ist hier auch nicht so einfach. Auch mit mehr als gespitzten Ohren und viel Fantasie sowie Lippenleseversuchen müssen wir uns vieles einfach zusammenreimen, weil wir die Worte nicht identifizieren können.

Und nun sind wir auf dem Weg zu den Galapagosinseln. Zunächst fliegen wir von Panama City nach Quito in Ecuador. Von da geht es am nächsten Tag direkt weiter auf die Insel Baltra, wo wir uns an Board des Luxus-Catamarans Queen Beatriz begeben und 5 Tage die Inseln umschiffen. Das ist hoffentlich der teuerste Ausflug unserer Reise (sonst sind wir schon im Januar zurück in Deutschland), aber es wird wohl auch das einzige Mal in unserem Leben sein, dass wir die Galapagosinseln sehen – da wollen wir nicht auf Sparflamme sein.

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