24.12.2012

Anne in San Blas

Auf die San Blas Inseln zu kommen, die im atlantischen Ozean vor der Küste Panamas liegen und einen Zwischenstopp auf dem Seeweg nach Kolumbien wert sein sollen, ist nicht ganz so einfach. Beziehungsweise ist es nicht so einfach, im Vorfeld irgendetwas zu organisieren und sich zu informieren. Das Gebiet der Küste und der Inselgruppe wird von den Kuna Yala verwaltet, die als erste indigene Gruppe dieses Kontinents eigenes Land von einer Regierung erhielten und dieses autonom verwalten. Die Einkunftsquelle der Kuna Yala ist zu großen Teilen der Tourismus (nach den Drogen, die sie für die Kolumbianer aus dem Meer fischen, nachdem diese sie mit Peilsendern versehen dort versenkt haben). Es gibt größere und kleinere Inseln, die bewohnt sind und den Touristen Unterkünfte zwischen 10 und 100,- USD bieten, wobei die 100,- USD Variante nicht zwingend die beste Kategorie ist und die 10,- USD Variante nicht die günstigste (da man sich ja auch noch verpflegen muss und dies hauptsächlich durch Gerichte der Einheimischen tut, da es keine Supermärkte und keine Kochstellen für Touristen gibt). Manche Inseln sind auch unbewohnt und/oder für den Tourismus gesperrt. Angeblich leben die Kuna Yala noch wie vor hunderten von Jahren, ich bin gespannt.

Nach einer Kontaktaufnahme mit der Insel von Eulogio und Germain (zwei Brüder), von denen ich jeden Tag teurere Preise für die Unterkunft aber keine Auskunft zur Ausstattung bekommen habe, gebe ich auf und wende mich an das Mamallenahostel in Panama City, die einen dabei unterstützen, eine Unterkunft zu finden und einen Transfer zu buchen (per Auto, alle Flüge waren schon ausgebucht, als ich anfing zu suchen). Jedes Hostel in Panama City hat diesen Service. Ich entscheide mich zunächst für Franklin’s Island oder Tubasenika, die in weniger als 10 Minuten zu Fuß umrundet ist und wie alle anderen Inseln hier aus Sand, Palmen und Bambushütten besteht.

Leider finde ich hier nicht das ursprüngliche Leben der Kuna Yala. Es läuft ein Transistorradio, abends schauen die Männer der Familie Armageddon, Herr der Ringe und Twilight im Fernsehen und die Meeresfrüchte kommen aus der Tiefkühltruhe. Für 26,- USD die Nacht bekomme ich ein Bett in einer Bambushütte und 3 Mahlzeiten am Tag, die auch ausreichen, wenn man mal davon absieht, dass man hier den Tag über nichts anderes zu tun hat als auf’s nächste Essen zu warten… Diese Insel wird sehr sauber gehalten, dass ist ein großer Vorteil und alles andere als selbstverständlich hier. Es gibt eine (abgerockte) Dusche mit Frischwasser und Toiletten (gibt’s auch nicht auf jeder Insel). Außer ein paar Touristen aus aller Welt ist diese Insel in der Hand 21-23-jähriger Israelis, die sehr unter sich bleiben, sodass es immer zwei Gruppen auf den Insel gibt: die Israelis und die „Rest der Weltler“.

Um 17:00 gibt’s Abendessen und danach fängt man an zu trinken (also die Touristen, nicht die Kuna) – was soll man hier auch anderes machen nach einem Tag voller Nichtstun. Die Karibik überrascht mich auch hier wieder mit Regenwetter. Wenn es regnet, schüttet es aus Eimern. Da es hauptsächlich bedeckt ist, ist auch die Sicht beim Schnorcheln nicht so prickelnd.

Ausflüge kann man machen, aber Informationen darüber sind schwer aus den Kuna herauszubekommen – dabei würden sie damit doch Geld verdienen…

Nach 2 Nächten möchte ich die Insel wechseln und frage die Kuna, wohin ich gehen könnte, wenn ich mehr Menschen und eine größere Insel will. Isla Perros ist die Antwort, da bringen sie mich am nächsten Tag auch hin. Zu meiner Überraschung handelt es sich nicht um die Isla Perros mit dem Schiffswrack zum Schnorcheln (auf der man nur Zelten kann und keine Hütten hat, wie ich später erfahren werde), sondern um ein Inselchen, das noch kleiner ist als Franklin’s, ausgestattet mit einigen abgeholzten und einigen abgebrannten sowie auch ein paar normalen Palmen, zwei halbfertigen Bambushütten, zwei Kloverschläge, einer Kochstelle und zwei fertigen Palmenhütten (vier Wände und ein Dach). Ich bin ausgesetzt worden auf einer Insel, die von drei Bauarbeitern und einem Verwalter bewohnt wird. Sonst niemandem. Ich bin auch die einzige Touristin. Superidee, mit vier einsamen Männern auf ner einsamen Insel zu übernachten!

Ich überzeuge die Männer, dass ich hier nicht bleiben könne, also bringen sie mich zurück zu Franklin’s, wo ich in meinem gebrochenen Spanisch den Aufstand der Zwerge probe. Selbstverständlich ernte ich nur leere Blicke, aber immerhin kann oder muss ich die Nacht hierbleiben und nachmittags gibt’s einen Ausflug zum Schnorcheln und Seesterne gucken. Als ich am nächsten Tag in das Boot Richtung Zivilisation steige, hüpft mein Herz vor Freude.

So, liebe Karibik, ich habe dir drei Chancen gegeben (in Mexiko, Nicaragua und Panama), dreimal hat das überhaupt nicht hingehauen mit uns beiden. Ich denke, wir werden uns sobald nicht wieder sehen.

Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich keine Sehnsuchtsanfälle bekommen werde, wenn man mir in Zukunft Fotos von dir zeigt…

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