29.11.2012

El Surfador

Unsere Weiterfahrt nach El Salvador verlief anders als gedacht. Wir hatten im Hostel in Antigua (Guatemala) einen Amerikaner kennengelernt, der uns anbot, uns in seinem Auto nach El Tunco in El Salvador mitzunehmen, da er dort ebenfalls hinwollte. Erst fanden wir die Idee praktisch, doch dann kam uns der Typ mehr und mehr komisch vor und kurz vor der Abfahrt war uns beiden gar nicht mehr so wohl dabei, mit ihm mitzufahren, vor allem, als er plötzlich ankündigte, 35,- US Dollar pro Nase als Benzinbeteiligung von uns haben zu wollen. Das war mehr als die hiesige Reiseagentur für einen Transport per Mini-Van auch nach El Tunco verlangt hätte.

Dieser Abzockversuch tat dem Karma unseres potentiellen Chauffeurs nicht gut, denn in der Nacht vor der Fahrt wurde sein Auto aufgebrochen, sein Armaturenbrett halb herausgerissen, seine Tasche und sein Surfbrett geklaut…weswegen er uns spontan absagen musste. Es tat uns Leid für ihn, aber letzten Endes waren wir froh, dass wir doch noch den offiziellen Shuttle nehmen konnten (der unseretwegen seine bereits begonnene Fahrt unterbrach, zurückkam und uns schnell noch einsammelte – sehr zur Freude unserer restlichen Mitreisenden…). Nach etwa 6 Stunden Fahrt und ohne Schwierigkeiten und Abzocke an der Grenze (an der wir leider keinen Trophäen-Stempel für unseren Reisepass erhielten, aufgrund eines Grenzabkommens in Zentralamerika) kamen wir in El Tunco an, einem Küstenort etwa 80 km südlich von San Salvador,

Hier gibt es mehrere Hostels unterschiedlicher Qualität, Beachbars, Restaurants und Surfshops sowie Läden, die sehr schöne Klamotten aus Pareomustern- und -stoffen verkaufen (hier fiel es Anne wirklich schwer, nichts zu kaufen!).

Im Wesentlichen geht es in El Tunco aber um Surf. Surf. Surf. Und deswegen waren wir ja auch dort. Nachdem die Surf-Ausbeute in Mexiko mau war und wir Guatemala als Surf-Destination ausgelassen hatten, wurde es Zeit für ausgiebigere Wellenreittage. Wir entscheiden uns, 6 Nächte zu bleiben. Zeit, um uns nach der vielen Reiserei auch ein wenig zu entspannen. Anne möchte ein wenig Surfunterricht nehmen, während Veit Spanischstunden anpeilt. Die erste Nacht verbringen wir im Hostel La Guitarra. Die Anlage mit seinen in einem Palmengarten platzierten Zimmern, Pool und eigener Strandbar ist schön, doch unser Bad verströmt einen unangenehmen Geruch im Zimmer und die Inhaber sind so maulfaul, unfreundlich und gleichgültig, dass wir uns für die weiteren Nächte entscheiden, in die benachbarte Papaya-Surflodge umzuziehen. Dort führt „Mama Carmen“, eine beleibte Salvadorin, ein herzliches wie besenreines Regiment und wir fühlen uns direkt pudelwohl, wenngleich die Baustelle nebenan morgens ein wenig nervt.

Nicht schlimm, denn hier steht man ohnehin früh auf: Da die Surfbedingungen morgens ideal sind (der Wind weht bis 11 Uhr ablandig oder ist weniger kräftig, was die Wellen besser macht), stellt Veit den Wecker auf 5:30 Uhr früh, um sich vor dem Frühstück und mit dem Sonnenaufgang in die Fluten zu stürzen (wer jetzt glaubt, man ist zu dieser Zeit allein im Wasser täuscht sich: mindestens 10 andere Surfer sind bereits bei Morgengrauen ebenfalls da und spätestens um 7:00 Uhr ist das Line Up mit 20 Personen bereits etwas zu voll…). Der Ort hat mehrere Spots: La Bocara ist eine schnelle Welle, die teilweise über einem Steinriff bricht und ist nichts für Anfänger. Wer hier reinpaddelt, braucht Eier und Ellenbogen, um den steilen Takeoff zu meistern und sich gegen die Locals und die vielen Gringos zu behaupten.

Neben La Bocara, rechts von einem Felsen, tummeln sich die Anfänger und Übende an einem Spot, dessen kleinere Wellen über Sand brechen. Am bekanntesten ist jedoch der Spot „El Sunzal“, ein sogenannter Pointbreak: diese nach rechts laufende Welle am nördlichen Ende des Strandes bricht sanft über einem Steinriff und ist selbst bei höheren Wellen für Fortgeschrittene und Anfänger geeignet. Nachdem man den langen Paddleout ins Line Up geschafft hat, kann man, wenn man eine Welle erwischt, bis zu 300 Meter in die Bucht reinsurfen. Die Welle bricht zuverlässig jeden Tag. Wenn hier nix läuft, läuft im ganzen Umfeld nix. Kein Wunder, dass in diesem Jahr auch die Lateinamerikanischen Surf-Meisterschaften hier stattfinden, deren Finale wir am ersten Abend live mitbekommen.

Wir surfen jeden Tag zwei Mal und genießen in dieser Woche nach dem vielen Reisen so etwas wie Tagesroutine bestehend aus Frühsurf, Frühstück, 2 Stunden Surf- bzw. Spanischkurs, Snack und Siesta, Sunsetsurf, Abendessen, kühles Bierchen, Nachtruhe. Jeden Tag der gleiche Ablauf.

Am Ende haben wir uns gut erholt, Anne hat Ihren „Takeoff“ verbessert und ist erstmals auf einem „Minimalibu“ gesurft, Veit konnte neben seinen Spanischkenntnissen an seiner „Backhand“ feilen (er steht nämlich „goofy“ auf dem Brett)…und wer wissen möchte, was das alles heißt, soll im Surflexikon nachschlagen… ;-)).

Beim nächsten Mal melden wir uns mit einem Bericht aus Nicaragua.

 

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