27.10.2012

Indigenas Total

Na, das mit den Temperaturen versenden hat ja einige Tage geklappt :-). Übrigens schreiben wir in der „wir“-Form, das ist für euch sicher besser zu lesen als die „ich“-Form, bei der ihr immer erst nachschauen müsstet, wer von uns gerade schreibt.

Wir sind inzwischen in San Cristóbal de las Casas, im mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Bevor wir hier herkamen, haben wir in Mérida und Umgebung viel gesehen.

In Merida mieteten uns einen Tag lang ein Auto und fanden in unserem Hostel (Hostal Zocalo zentral gelegen) 3 Leute, die einen Tagesausflug mit uns machten. Somit konnten wir die Kosten durch Fünf teilen. Unsere Tour bestand aus Uxmal – einer ziemlich großen Maya-Ruinenstadt im Urwald – Kabah – einer kleineren Ruinenstadt im Urwald und der Hacienda Yaxcopoil – dem anderen Stück mexikanischer Kolonialgeschichte, die mit der Einwanderung der Spanier begann.

Die Maya-Ruinen von Uxmal sind wahnsinnig beeindruckend. Man kann dort sehr viele Ruinen besteigen und sich wie zu Hause fühlen. Wir haben bei unserem Besuch Glück – die Saison ist mehr oder weniger zu Ende, sodass wir diese ganze Urwaldstadt fast für uns alleine haben und nicht mit Millionen anderer Touristen teilen müssen. Wir klettern auf alles, was geht und genießen einen beindruckenden Ausblick über den Urwald. Soweit das Auge reicht, nur Wald. Wow. Im nächsten Ruinenort Kabah waren außer uns dann gar keine Touristen mehr, dafür umso mehr Moskitos, die uns zwangen, uns in der sengenden Sonne aufzuhalten, da sie uns im Schatten überfallen hätten. Hier sahen wir u.a. eine Schneise, die die Maya vor mehr als 1000 Jahren in den Urwald gezogen haben, die als gepflasterte Straße nach Uxmal diente, das mehrere zig Kilometer entfernt liegt. Die Hacienda von Yaxcopoil war auch sehr cool. Isabelle Allendes „Geisterhaus“ war hier sehr gegenwärtig. Viele Räume beinhalten Mobiliar vom Ende des vergangenen Jahrhunderts, Anne hätte gern das ein oder andere Teil für ihre Wohnungseinrichtung mitgehen lassen… Mit einer gehörigen Portion Patina bedacht, war es ein kleines Abenteuer, durch diese riesige Haus- und Gartenanlage zu streunen und sich vorzustellen, wie „Don Irgendwer“ und seine Dame des Hauses hier eine Länderei betrieben, unter der viele Einheimische versklavt wurden.

Nachdem wir Mérida und Umgebung erkundet hatten, ging es weiter nach Tulum an die Karibikküste. Hier wird Tourismus ganz groß geschrieben, was sich leider vor allem in den Preisen bemerkbar macht, nicht jedoch in der Qualität unseres Hostels, das mal ein Community-Projekt werden soll. Die Idee ist super: einen Treffpunkt von Einheimischen und Reisenden zu schaffen, mit Kultur, Musik, Kunst und günstiger Übernachtung. Wenn die Betreiberjungs irgendwann mal aufhören zu kiffen, könnte das Projekt in absehbarer Zeit sogar in die Tat umgesetzt werden, aber bei der momentanen Mentalität ist damit eher nicht zu rechnen. Falls mal jemand zu einem späteren Zeitpunkt die „Casa del Sol“ besucht, würde uns interessieren, wie das „Projekt“ so läuft…

Die Ruinen von Tulum sind sehr überlaufen, aber auch sehenswert, weil sie direkt am Meer liegen und man gut die dörfliche Infrastruktur der Maya erkennen kann. Naja, und das Meer ist eben das Meer: eine türkisblaue Familienbadewanne, Temparatur des Wasser gefühlte 30 Grad, Wellengang gegen Null, keine Tiere, genug Salz, um „toter Mann“ zu spielen und am Strand Palmen und Beachbars. Einige Kilometer des Strandes sind mit Hotels zugebaut, allerdings keine Bettenburgen, sondern flachere Häuser. Richtung Ruinen hat man aber mehrere Kilometer frei zugänglichen Strand. Und eben sündhaft teure Strandbars, die sich kulinarisch dem Touristengeschmack angepasst haben. Ein Cocktail für jeden von uns – eine Pina Colada und ein Mojito – musste trotzdem sein, denn schließlich waren wir das erste Mal in der Karibik. Wir erlebten einen richtigen Tropenregen, der die ganze Nacht andauerte und vormittags von jetzt auf gleich verschwand und sahen die nächsten Maya-Ruinen von Cobá, einer beeindruckenden Stadt im Urwald, wo Annes Abenteuerlust bei der Erklimmung einer Pyramide nach 2 Dritteln plötzlich verschwand und einer Höhenangst und Luftnot aufgrund von sengender Sonne und einem geringen Sauerstoffgehalt wich. Als Wellnessprogramm schwammen wir in einer wunderschönen Süßwasserhöhle mit Fledermäusen und Schildkröten.

Nach 2 Tagen und den ersten Besuchen von Montezuma und seiner Rache hatten wir genug Karibik für’s erste. Wenn’s so teuer ist, macht’s einfach keinen Spaß im Low Budget-Urlaub.

Es folgte unsere erste Übernachtfahrt im Bus nach Palenque: 11 Stunden Luxusbus, so etwas kennt man in Deutschland gar nicht: wir schliefen quasi durch, super komfortable Sitze (ein Flugzeug ist ein Sch… dagegen), 8 Unterhaltungskanäle, getrennte Frauen-und Männerklos, eine Kaffeestation…. Die zweifache Patrouille von Militär weckte uns zwar auf, aber jeweils einer der Soldaten ging bloß kommentarlos durch den Bus und ein anderer stand mit Maschinengewehr neben dem Fahrersitz. Es sah bedrohlich aus, war es aber nicht, die Aktionen dauerten jeweils 30 Sekunden, dann ging die Fahrt weiter.

Palenque, bzw. deren Ruinen, liegt im Regenwald – dagegen ist der Urwald um Tulum harmlos. Unsere Unterkunft (El Panchan, ein Dschungelresort) lag neben den Ruinen und bestand aus Holzhütten, immerhin mit Strom, Ventilator und eigenem Bad (wenn man möchte – und wir mochten). Es ist günstig und sauber und feuchtwarm – wie im botanischen Garten im Tropenhaus, nur in echt. Anne sah sich mit ihren Urängsten konfrontiert und kontrollierte die Unterkunft ständig auf Vogelspinnen (glücklicherweise erfolglos) und achtete peinlich darauf, dass unser erstmalig eingesetztes Moskitonetz auch nicht die geringste Chance auf ein Durchkommen von Insekten ließ. Veit machte das eventuell vorhandene Getier nichts aus.

Die Ruinen waren auch hier wieder beeindruckend – eine ganz andere Bauweise als in den vorherigen Orten. Leider fehlten auch hier, wie fast überall, Beschriftungen an den einzelnen Ausgrabungen. Man hätte sich überall einen persönlichen Guide mieten können, aber das machten wir aufgrund von Sparzwang natürlich nicht.

Nach einer Nacht im Dschungel (genug für’s erste, weitere werden sicher folgen, um Anne’s Insekten-Konfrontationstherapie fortzusetzen….) ging es per Tagesausflug via Zwischenstopp an zwei beeindruckenden Wasserfällen (Misol-Ha und Agua Azul) nach San Cristóbal de las Casas, wo wir in der bisher schönsten Unterkunft (El Abuelito) landeten und bei nahezu einheimischen Temperaturen (max 20 Grad tagsüber, nachts max 10 Grad) ein paar Tage blieben. Der Ort ist ein koloniales Hippiedorf, alles Bio und Öko, unter Einbeziehung der indigenen Bevölkerung aus den umliegenden Bergen. Wunderschön und sehr beeindruckend. Leider gibt es auch viel Armut, Bettler und Indigenas, die ihre Waren als Straßenverkäufer an den Mann bringen wollen, aber wir sahen hier, dass indigene Bevölkerungsgruppen auch autonom funktionierene können. Ein Film über die Zapatistas, den wir in einem örtlichen Kulturzentrum ansahen, brachte uns die Geschichte dieses Bundeslandes und seiner großen indigenen Bevölkerung näher.

Als nächstes wird es Richtung Meer gehen, zurück ins Warme und endlich zum Surfen: Playa Escondido wartet. Wir freuen uns und haben das Gefühl, schon 4 Wochen unterwegs zu sein, soviel haben wir bereits gesehen…

Mehr News gibt’s dann in einigen Tagen.

Hasta Luego, Amigos!

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